1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Europ a
— Deutsches Reich.
sich die baierische Hochebene gegen Passau absenkt und zwar dort mit gutem Boden, so
ist die Straubinger Ebene zum Hauptkornlande Baierns geworden. — Im Ober-
main- und Neckarlande hat Ansbach zwar 387 (109), Nürnberg 353, die Neckar-
au elle 698 und Tübingen 340 m. Höhe; aber das Innere Frankens und Würtembergs
liegt nur halb so hoch, als die Mitte Baierns: Bamberg 228, Würzburg 168, Milien-
berg 137, Stuttgart 249, Heilbronn am Neckar 155, Heidelberg 122 m.; und da der
Wechsel von Hügelu und Thälern dort der Sonne viele Mittagseiten bietet, so zeigt sich
auch das Klima milder und die Produktion manchsaltiger. Besonders gilt das an-
muthige Neckarthal für eine der schönsten Gegenden Deutschlands („das Neckarthal hat
Wein und Korn"). — Die5—6 Mln. breite oberrheinische Tiefebene, das größte
Tiefland innerhalb des deutschen Berglandes, liegt noch niedriger; zwar hat der Boden-
see 393 und der Rhein bei Basel 248 m. Seehöhe, allein Straßburg an der Verengung
des Rheiuthales hat nur noch 138, die Neckarmünduug 91, Frankfurt 91, Mainz 79 m.
Hier ist also das im Westen Deutschlands und nicht zu weit nordwärts liegende Land
tief genug, um da, wo Berge vor rauheren Winden Schutz bieten, das mildeste Klima
zu besitzen. — Die Berglandschaften des Mittelrheingebietes liegen höher und
sind meist rauh; aber die Flußthäler sind tief eingeschnitten: Metz hat 150, Trier 124,
der Rheiuspiegel bei Coblenz 48, Bonn Flußspiegel 44 m. (Bahnhof 56 m.). — Das
Gebiet der oberu Weser liegt anfangs allerdings beträchtlich hoch, denn Hildburg-
hausen hat 373, Meiningen 286, Fulda 258 m.; es fällt aber rasch nach N. ab, so daß
Kassel 135, Göttingen 148, Karlshafen 95 m. hat und also das Land an der Mittel-
weser und am Neckar ziemlich gleiche Höhe haben. Zwei Breitengrade Entfernung be-
wirken aber einen merkbaren klimatischen Unterschied, so daß an der Fulda und Werra
und Mittelweser von eigentlichem Weinbau nicht die Rede sein kann. — Aehnliche Ab-
dachung, aber etwas milderes Klima findet sich in dem schönen erzgebirgisch-thüringischen
Stufenlande: Chemnitz hat 292, Weimar 210, Altenburg 221, Borna bei Leipzig 140,
Jena 130, Dresden 102, Riesa a. d. Elbe 86, Halle 75m. — Das nördliche Flach-
land sinkt freilich tiefer zum Niveau des Meers hinab (Köln Rheinspiegel 36 und
Bahnhof 48, Düsseldorfer Bahnhof 36, Weseler Bahnhof 27 m.; Osnabrück 65, Han-
nover 55, Verden a. d. Aller 23 m.; Torgau 69, Desiau 6l, Berlin 37, Wittenberge
unterhalb der Havelmündung 28 m.; der Scheitel des Stecknitzkanals 18, der Müntz-
see 66, dagegen der Malchiner See nur 2 m.; Breslau 118, Lissa in Posen 98, Frank-
furt Oderspiegel 18m.; Bromberg 50, Danziger Bahnhof 5 m.); allein der nördlichere
Breitengrad, und der Mangel an Bergen mit südlichen Abhängen und an Schutz vor
Nord- und Ostwind bringen solchen Unterschied hervor, daß die Tiefebene Norddeutsch-
lands so ziemlich ähnliches Klima mit der baierischen Hochebene hat.
Mit Rücksicht auf ganz Europa kann man deshalb von Deutschland sagen, daß es
auch seinem Klima nach die Mitte hält (siehe oben Einleitung zu Europa); denn die
mittlere Temperatur Siziliens ist 14, die in Nordschweden 2, die Temperatur ^rank-
furts (8°) steht also von beiden 6 Grade ab. Der Sommer ist weder so andauernd
heiß, daß daß Grün verschwindet, noch der Winter so übermäßig kalt, daß man ge-
zwungen wäre, die Obstbäume in den Gewächshäusern zu halten.