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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 776

1874 - Mainz : Kunze
776 Europa — Deutsches Reich. derer nur zu oft über nackte Höhen und baumlose Landschaften klagt. Ein Viertel des deutschen Bodens ist noch mit Wald bewachsen, und diese prachtvollen Laub- und Nadel- Wälder haben nicht bloß den regen Natursinn des deutschen Volkes mächtig gefördert, sondern sie sind auch in vielen Beziehungen eine Quelle des nationalen Wohlstandes geworden, sowie sie zugleich als Regulatoren der klimatischen Verhältnisse große Be- dentnng haben. Deshalb hat das nachsichtslose Ausroden der Wälder auch für manche Landschaften Deutschlands (Veen, Eifel, Ostseeküsten :c.) sehr nachtheilige Folgen gehabt- Haben wir auch keine Pomeranzenhaine, keine Olivengärten, die überdies fahl aussehen, und keine immergrünen Baumarten, so prangen dafür unsere Wälder mit herrlichen Eichen und Buchen, die nirgend schöner sind als bei uns und zwar am stattlichsten im Norden (Mecklenburg, Holstein, Insel Rügen), so daß die Dichter nicht ohne Grund das Haupt der Germania mit Eichenlaub bekränzen. Beide kommen meist nebeneinander vor; doch ist die Buche als der herrschende Waldbaum des mitteldeutschen Berglandes, aber auch des Unterharzes und einzelner Küstenländer der Ostsee zu betrachten, während die Eiche ihre Hauptheimat auf dem kieseligeu Boden der niederrheinischen Gebirge, in Westfalen, am Solling, Spessart, Odenwald und in Oberschlesien hat. Die Kiefer herrscht vor in den Sandstrecken Norddeutschlands und des baierischen Frankens, sowie in der rheinischen Tief- und süddeutschen Hochebene, soweit Sand- oder Kiesboden. Herrliche Bestände von Fichten und Tannen finden sich in den Alpen, am Schwarz-, Böhmer-, Franken- und Thüringerwald, am Riesengebirg und auf dem Oberharz. Linden, Ulmen, wilde Kastanien, Eschen, Akazien und Pappeln verschönern selbst im nördlichen Flachlande die Kirchhöfe, Dorfplätze und Straßen. Sümpfe, deren es in der Urzeit zwischen den Waldungen viele gab, sind größtenteils verschwunden, und nur wenige Gegenden durch Moräste ungesund, nirgend in solchem Maße wie die pontinischen Sümpfe und Maremmen Italiens. Die Heiden und Moore, die in Deutschland zerstreut liegen, z. B. in der Lausitz, im Lüneburgischen, in Altbaiern :c.. südl. von Friesland, sind reizlos, allein nicht trübseliger als die Sandflächen südl. von Bordeaux in Frankreich; und rechnet man beide gegen einander auf, so ist unser deutsches Vaterland bei weitem schöner als Frankreich. Die Seine läßt sich weder an Wafsersülle noch an Herrlichkeit der nächsten Gegenden mit der Elbe vergleichen; nirgend bieten ihre Ufer solche Land- schaften wie die der Elbe von Böhmen bis Dresden. Schon daraus, daß in Deutsch- land viel mehr Gebirge sich verzweigen als in dem großenteils flacheren Frankreich, kann man schließen, wie viel manchfaltiger und reizender die Natur der Landschaften in Deutschland sein muß. An der Rhone ist's schön, namentlich bei Lyon, doch weder Rhone noch Loire dürfen sich mit dem Rh einströme messen, dessen prachtvolle Ufer mit Weinhügeln, Bergen, Städten und Burgruinen von den Reisenden aller Völker Europas^gern besucht und gepriesen werden. Darum soll der Deutsche diesen Strom, der ihm gehörte, soweit die Geschichte zurückblickt, und dessen Besitz er den eingedruuge- nen eroberungssüchtigen Römern wieder abkämpfte, nimmermehr in fremde Gewalt kommen lassen. Gar oft war der Rhein der Ausgangspunkt wichtiger Wendungen in unserm politischen Leben, ja man kann sagen, unsere vaterländische Geschichte von An- beginn lagert sich um diesen Strom. Die Römer, die Nibelungen, das Frankenreich und Karl der Große, die fränkischen und die schwäbischen Kaiser, die Reichstage zu Worms und Speier, welche die Reformation entschieden, daö Zusammentreffen mit den
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