1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Deuts ch es Reich
— Statistisches.
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feld ist rein deutsch und in anderen Flecken (Lügnmkloster, Gravmstein :c.) sind die
Deutschen zahlreich vertreten. Die Insel Alsen ist dänisch, nur in den Städten Son-
derburg und Augustenburg ist die deutsche Sprache, unterstützt durch die Garnisonen,
stark verbreitet und wohl bald herrschend; auf der andern Seite hat Röniö und der
nördlichste Theil von Sylt (das Listland) dänischredende Bewohner. Das Dänisch der
Landbevölkerung nördlich der Sprachgrenze ist indes durchaus kein reines Dänisch, son-
dern mit vielen deutschen Wörtern und Formen durchsetzt. — Vor der Wiedererwerbung
Elsaß-Lothringens wurde die französische Sprache innerhalb der Reichsgrenzen nur
von etwa 10000 Menschen geredet, die größtenteils in der Stadt Malmedy und deren
Umgegend (südl. von Aachen) und bei Enpen wohnen; sie sind jedoch keine eigentlichen
Franzosen, sondern Wallonen. Die neue Grenze gegen Frankreich konnte nicht ganz
in die Sprachgrenze (S. 234) gelegt werden, einmal weil durch Einhaltung der letz--
teren namentlich im Wasgenwald die Grenze zu gekrümmt erschienen wäre, dann weil
strategische Gründe die Einverleibuug der Festung Metz und ihrer Umgebung geboten.
Ienseit der Reichsgrenzen gibt es in Frankreich keine deutschen Ortschaften mehr; denn
auch die sprachlich gemischten Gebiete sind zu Deutschland gekommen. Innerhalb des
französischen Gebietes im Reiche gewinnen in Metz die Deutschen bereits sehr an Zahl;
innerhalb des deutschen Gebietes findet man Franzosen besonders in den Städten unter den
Fabrikarbeitern. Jedenfalls ist durch namhafte Auswanderung uach Frankreich die
französische Nationalität in der Abnahme begriffen. — Im nördlichen Theile Ost-
Preußens ist das littanisch e Element in zusammenhängender Masse noch ziemlich stark
vertreten, indes gleichwohl vor dem deutschen im Zurückweichen begriffen (S. 137). Es
umwohnt das kurische Haff au der Ostseite und reicht, allerdings gering an Zahl und
stark zersplittert, südwärts bis Goldapp, wo es sich mit den Polen berührt. Die
Littauer betragen in den Kreisen Tilsit 43, Memel 45, Heydekrng sogar 63 Prozente
der Bevölkerung. Dagegen ist die Sprache der alten Preußen, die vor 300jahren
im Samlande (zwischen frischem und kurischem Haff) noch fast die alleinherrschende war,
jetzt erloschen. Nur auf der kurischen Nehrung und bei Memel hört man noch ver-
wandte Töne (400 Kuren). — Den bedeutendsten fremdsprachigen Theil des Reiches
bilden die Slaven. Zwar die Angehörigen des polabischen^) und des sorbischen
Astes, die südwärts bis zur Regnitz und zum Erzgebirg, ostwärts bis zum Bobcr und
zur Oder wohnten, f;nd ganz oder größtentheils germanisirt; denn von denbodritzen
(Obotriteu) in Mecklenburg, Holstein und im hannöverischen Wendlande (zwischen
Ilmenau und Elbe**)), sowie von den Lutitzen (Wilzen, Havellern) in Bran-
denburg und Vorderpommern ist nichts niehr vorhanden, und die 128000 Sorben
(Soraben, Wenden), von denen 76000 zu Preußen (Brandenburg und Schlesien),
520c0 zu Sachsen (Lausitz) gehören, bilden eine rings von deutschem Gebiet umschlossene
Sprachinsel, die immer rascher abbröckelt und wohl nach wenigen Menschcnaltern ganz-
lich verschwunden sein wird, f) Aber in Ober- und Mittelschlesien wohnen an 51000,
*) Aus po — bei, und Labe — Elbe. 1
**) Obgleich hier die Bauart der Dörfer (Rundlinge) und die Fluranftheiluna
noch ans Slaventhum erinnern.
-,o„^ 1849 betrug die Zahl der Wenden noch 142000, 1861 nur noch 137000,
18<1 noch 128000. 3m Jahre 1550 erstreckte ftch ihr Gebiet üoix Löbau am ^uj]t
djt, Lchrb. d. Geographie S. Aufl. ,-o