1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Deutsches Reich - Preußen.
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dem Lande Besitz und schon Karl der Große kam in seinen Eroberungs- und Be-
kehruugskriegeu gegen die Sachsen mit ihnen in feindliche Berührung, unterwarf sie jedoch
nur vorübergehend. Der Sachse Heinrich I. eroberte „Brauibor" (Brandenburg), die
Hauptstadt der slavischen Haveller, und gründete die Nordmark (Mark Soltwedel,
Altmark) auf dem linken Elbufer als Schutzwehr gegeu die slavischen Raubeinfälle
und zur Ausbreitung des Christenthums. Salzwedel, Tangermünde, Werben, Stendal 2c.
sind hier die ältesten deutschen Festen. Der Askanier (Anhaltiner) Albrecht der Bär,
1135 vom Kaiser Lothar mit dieser Markgrafschaft belehnt, dehnte seine Herrschaft auch
über die benachbarten Gebiete zwischen Elbe und Oder (Prieguitz, Mittelmark,
^Uckermark) ans, verlegte seinen Sitz in die alte Wendenstadt Branibor und nannte
sich nun Markgraf von Brandenburg. Seine Nachfolger eroberten und erwarben
noch die Neumark, die Mark Landsberg, die Lausitz, Theile der Mark
Meißen, sowie Pommerns, Mecklenburgs, Braunschweigs :c., gründeten
also einen verhältnismäßig mächtigen Staat und übten schon seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts die Kurfürsteuwürde, obgleich erst durch die „goldene Bulle" der Markgraf
von Brandenburg dauernd die Würde eines Kurfürsten erhielt. Nach dem Aussterben
der Askanier (1320) waren die Marken mehrere Jahre der Anarchie und raubsüchtigen
Nachbarn preisgegeben, und nicht minder schlimme Zeiten folgten unter den Wittels-
bachern (1324—1373) und Luxemburgern (1373—1415), deren letzter, der Kaiser Sigis-
mund , am 30. April 1415 dem Burggrafen von Nürnberg Friedrich Vi., aus
dem an der obersten Donau heimischen Geschlecht? der Hohenzollern, die Mark Branden-
bürg nebst der Kur- und Erzkämmererwürde übergab. Unter der Regierung der klugen,
vorsichtigen und tapfern Regenten aus diesem Hause hat sich der brandeubnrgisch-
preußische Staat allmählich zu feiner jetzigen Größe entwickelt. Das Anwachsen der
hohenzollernfchen Macht im Norden Deutschlands ist nicht nur an und für sich schon
von großem Interesse, sondern es wurde auch von größter Bedeutung für die nationale
und geschichtliche Entwicklung des Vaterlandes.
Der mit dem Burggrafeuthum verbundene Besitz in Franken (Markgrafschaften
Ansbach und Baireuth) verblieb in den Händen von Nebenlinien der Branden-
burger Hohenzollern, bis Alexander 1769 beide Fürstenthümer vereinte und 1791
an die Kurlinie abtrat; während der napoleonischen Kriege kamen sie an Baiern. Die
andern Erwerbungen der brandenburgischen Linie sind im wesentlichen folgende: da ein
Prinz ans der fränkischen Linie des Hauses, der in Ostpreußen das fürstliche Amt
des Ordensmeisters bekleidete, der Reformation beigepflichtet und sein Amt in ein welt-
liches erbliches Herzogthum verwandelt hatte, so war es leicht, dieses Herzogthum
Preußen einmal mit Kurbraudenbnrg zu vereinigen, was auch 1618 erfolgte,
nachdem schon 1614 Kleve, Mark und Ravensberg in Westfalen erworben und
dadurch in den Westmarken des Vaterlandes Fuß gefaßt worden war. Hiednrch ge-
kräftigt, konnte „der große Kurfürst" (der kluge Friedrich Wilhelm 1640—1688) den
Ausgang des 30jähngen Krieges und die folgenden Ereignisse benutzen, um Hinter-
Pommern, Magdeburg, Halberstadt, Mansfeld und Minden zu erwerben,
so bedeutende Land^' che, daß sein Nachfolger Friedrich I. sich zu Königsberg 1701 die
Preußische König^krone aufsetzte; von ursprünglich 420 war das Land bereits
auf 2000 Q.-M. angewachsen. Unter ihm kamen hinzu: Teklenburg und Lingen