1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Brittisches Reich - Geschichte.
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'Geistliche verjagt, und da es an schlechten Nachahmern Straffords und Lauds nicht
-fehlte, wurden zuletzt auch in Schottland Kerker, Martern und Henkerbeil gegen wider-
strebende Presbyterianer angewandt; und das geschah, während der frivole Hof in
-Herrlichkeit und Freuden lebte. Das ging, so lange der Geldmangel nicht zu bedenk-
lich wurde. Dem zu begegnen und den wahrscheinlichen Streit mit Parlamenten zu
vermeiden, hatte der König schon die Stadt Dünkirchen, welche Cromwell in Besitz
genommen, an Louis Xiv. verkauft und nahm hernach sogar Jahrgelder von dem fran-
zösischen Despoten an. Diese reichten jedoch endlich nicht mehr aus; und die Erneue-
rnng von Zttustigkeiten mit dem Parlament konnte nmsoweniger ausbleiben, als
auch unter den Anhängern der wieder herrschend gewordenen anglikanischen Kirche sich
ein starker und nicht ungegründeter Argwohn gegen den König verbreitet hatte. Es
schien aus verschiedenen Maßregeln der Regierung, als habe man erst den Calvinismus
in Schottland zerdrückt, um hernach desto leichter die bischöfliche Kirche in den römischen
Katholicismns zurückzuführen. Daß der König dies wirklich seinem Gönner Louis Xiv.
zugesagt, daß er selber der römischen Confession, zu welcher sowohl seine Mutter als
seine Gemahlin sich bekannte, anhing, war ruchbar und den Mitgliedern eines neuen Par-
lameuts so gut als gewiß geworden. Die Te stakte (1673), kraft deren jeder Beamte
vor seiner Anstellung erhärten sollte, daß er nicht der römischen Kirche angehöre, sollte
vorbeugen, und 6 Jahre später kam noch, damit die persönliche Freiheit vor Willkür-
licher Justiz behütet werde, die berühmte Habeas-Corpus-Akte zu Stande, und
zwar durch die immer stärker werdende Opposition derer, die den Widerstand des Volks
gegen ungesetzliche Befehle für gerechtfertigt hielten und Whigs betitelt wurden, während
ihre den passiven Gehorsam vorziehenden Gegner den Beinamen Tories erhielten*).
Karl Ii. war kinderlos und begann zu altern. Es ließen sich die gefährlichsten
Auftritte voraussehen, wenn sein Bruder Jakob auf den Thron käme, der ein weit er-
Härterer Feind des Protestantismus, ein fast fanatischer Römling geworden war. Und
doch lag dem König alles daran, die Ausschließung des Bruders von der Nachfolge,
was die Whigs beabsichtigten, zu verhindern. Seine Vertrauten sannen auf Mittel
und hielten fürs beste, sich der Häupter der Whigs durch eine (falsche) Anklage zu ent-
ledigen. Es glückte; zwei edle Männer, Lord Rüssel und Algernon Sidney
wurden aufs Schaffst gebracht — ein Justizmord, der allerdings Abscheu in der Nation
erweckte, aber nach dem bald erfolgten Tode des Königs (1685) dem verhaßten Bruder
Jakob das Besteigen des Thrones erleichterte. Dieser aber, der das Glück hatte, oder
es wenigstens für eine glückliche Vorbedeutung hielt, daß seinen Truppen gelang, einen
talentlos geleiteten Aufstand niederzukämpfen, ging mit vollen Segeln auf sein Ziel los.
Hunderte wurden infolge des Anfstands hingerichtet, viele Hunderte nach Jamaika ver-
bannt. Am Hof ward Messe gelesen, des Lonis Xiv. Hngenottenverfolgnng öffentlich
gebilligt, nicht bloß die Habeas-Corpus-Akte als nicht vorhanden angesehen, auch die
*) Ursprünglich Uebelnamen, die eine Partei der andern gab. Mit der Be-
nennung Whig oder Dünnbier belegte man zuerst die armen Schotten, die sich durch
das Wort Tory, d. i. wilder Mann oder Räuber, am königl. Adel rächten. Diese
Namen erhielten sich bis jetzt, obgleich ihre politische Bedeutung sich sehr geändert hat.
Heutzutage ist ein Tory ein gemäßigter Conservativer, der Wh ia ein ebenso qemäßiater
Freund der Aenderungen.