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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 966

1874 - Mainz : Kunze
966 Europa — Polen. §. 14. Das Königreich Polen. Es gibt zwar kein polnisches Königreich mehr; was man so nennt und was vor etwa 4 Jahrzehnten auch noch amtlich diesen Namen führte, ist jetzt eine in (10) Gouvernements zerschlagene russische Provinz. Da aber die Selbständigkeit Polens erst vor kurzem völlig aufgehört hat, so mag der Geschichte, sowie dem jetzigen Bestände des sogen. Königreichs ein besonderer Paragraph gewidmet sein. Geschichtlicher Ueberblick. Die polnische Geschichte zerfällt in 3 Abschnitte: 1) Wachsthum und äußere Größe unter den Häusern Piasts und Jagellos bis 1572. 2) Innere Zerrüttungen bis zum Untergange 1795. 3) Versuche neuer Erhebung. Die Polen gehören zum slavischen Stamm der indogermanischen Bölkerfamilie und zwar bilden sie im Vereine mit den Slovaken, Mähren und Tschechen, sowie den sorbischen oder polabifchen Slaven die Abtheilung der Westslaven (S. S. 809). Sie sind der Hauptzweig des ljächischen oder polnischen Astes und durch eine Linie etwa von Grodno (am Niemen) nach Prz emy sl (am San) von dem Hauptvolk der Ostslaven, den Russen, geschieden; ihre Südgrenze bildet der Karpathen- zng und erreicht die Oder zwischen Oderberg und Ratibor; die jetzige West- grenze der polnischen Sprache ist S. 132 angegeben, und ihre Nordgrenze kann durch eine Linie von Grodno an die Pregelmündung bezeichnet werden, jenseit welcher Littauer wohnten oder noch wohnen. — Die slavischen oder wendischen Völker östlich der Elbe mußten sich dem deutschen Reiche unterwerfen und wurden allmählich mehr oder minder germanisirt; die Polen aber, obgleich ihre Fürsten geraume Zeit bei unfern Kaisern zu Lehen gingen, erhielten sich als selbständige Nation. Das christliche Priester- thum, das schon im 10. Jahrhundert von Deutschland und Rom aus bei ihnen Ein- gang gefunden (Otto Iii. im Jahre 1000!), hatte sie vor dem Geschick ihrer nörd- lichen Nachbarn, der Preußen, bewahrt, die einige Jahrhunderte später dem deutschen Ritterorden und den Kreuzfahrern ihre Unabhängigkeit und allmählich auch ihre eigen« thümliche Sprache aufopfern mußten. Die weiter rückwärts wohnenden Littauer (oder obern Littauer, wenn man die alten Pornffen oder Preußen, ihre Brüder in Sprache und Religion, Nied er-Littauer nenne« will) an Niemen und Wilia blieben ebenfalls von den Eroberungen der Deutschen, die an der Küste sich festsetzten, verschont. Dafür entbehrten aber beide, sowohl Littaner als Polen — und jene noch mehr als diese — der Bildungsmittel, welche die Deutschen brachten. In Littauen entstanden gar keine, in Polen nur wenig Städte durch die Ansiedlung deutscher Handwerker und Kanflente;"') kein Lehenssystem, was für den Anfang wohlthätig gewesen wäre, brachte Manchfaltigkeit in das Leben der Volksklassen; der Geist blieb unentwickelt, der Umgang •*) In diesen wenigen galt allerdings deutsches (Magdeburger) Recht, selbst bis nach Krakau und Lemberg.
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