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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 973

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Rußland. 973 --schien: ein Herr, der ihnen imponirte. Es war auch nicht ein einheimischer Häuptling, der mehrere Horden zu einer größern Masse vereinte. An den Ufern des finnischen Busens hatten sich, als Schrecken aller südwärts liegenden Länder, Abenteurer und Räuber ans germanischem (normannischem oder schwedischem) Stamm niedergelassen, die sich Waräger nannten, von den Finnen aber Rns genannt wurden; sie, tapfrer und höher gesinnt als der slavische Wilde, vollbrachten das Werk der Einigung. Während Oskold und Dir Herrschaft unter den Slaven am Dnjepr (zu Kiew) er- rangen, soll zu Rurik, einem andern Warägerhäuptling, eine Deputation der Volks- schaften an der obern Wolga gekommen sein und ein alter Knäs (Fürst) ihm die Herr- schaft angetragen haben, die ihm ohnedies hätte zufallen müssen: „Unser Land ist groß und gesegnet, aber keine Ordnung herrscht darin und einer steht wider den andern; komm denn und regiere uns!" Rurik — „verschlagen wie ein Iltis, stark wie ein Eis- bär" — und seine Bande thaten den Leuten gern ihren Willen. So entstand das Staatsthum zu Nowgorod am Jlmeusee (862), das nach den Herren genannt wurde. Diese bildeten anfangs eine besondere Kaste; nur Waräger durften zu Bojaren, d. h. Offizieren und Würdenträgern ernannt werden. Doch waren sie zu wenig, um diese Ordnung zu behaupten, und deshalb trat später eine Verschmelzung ein. Bald hatte Rnriks Sohn Igor auch Kiew in Besitz, und wie man von Byzauz Ehre und Beute holte, so kam von dort her auch das Christenthum: Igors Enkel Wladimir, „der Apostelgleiche," trat 1015 zum griechischen Christenthum über und erhielt eine byzan- tinische Prinzessin zur Fran; der gemeine Mann war jedoch noch lange den alten Göttern ergeben. Das Hans Rurik ward groß im Osten und Kiew war der glänzende Sitz dieser Macht. Sie zerfiel jedoch, als Wladimir die Herrschaft unter feine Söhne vertheilte, und der warägische Geist in fremder Sprache und Sitte sich gänzlich verlor. Als im 13. Jahrhundert die mongolischen Schaaren Temndschins in Europa ein- brachen, ward 1225 das südrussische Kriegsheer am Kalkaflnß, nahe dem asowschen Meer, überwältigt, bald darauf auch Nordrußland erobert, und die mongolische Herr- schaft (durch Batu, den Feldherrn Oktai's) bis an die Ostsee ausgedehnt; nur Now- gorod, unter dem Schutze finsterer, dichter Wälder und großer Sümpfe, blieb gerettet. Das russische Reich zerfiel in eine Menge kleiner Theilsürsteuthümer. Zwar blieb ein Großfürst (damals Alexander Newsky) im verkleinerten Reiche; doch war er dem Fürsten oder Chan einer der 5 „Horden" (d. h. Lager), in welche sich nach Oktai's Tod die nach ihrem gesürchtetsten Stamme auch Tataren genannten Mongolen theilten, zinsbar und so nnterthänig, daß er konnte ein- und abgesetzt werden. Kam ein Ge- sandter des Chans der „goldenen Horde" in K apts ch ak (dem Lande östlich der Wolga), so mußte der Großsürst zu Fuß entgegen gehen, ihm einen Becher Pferdemilch reichen und Tropfen, die etwa beim Trinken herabfielen, von der Mähne des Rofses ablecken, ja sammt seinem Gefolge knieend das Schreiben des Chans anhören. Während Rußland so machtlos war, hoben sich Polen und Littauer, und die nor- dischen Orte Pleskow (Pskow) und Nowgorod, wo dnrch hansische Handelsleute und deutsche Niederlassungen sowohl Gewerbfleiß als einiger Bürgersinn geweckt war, bildeten Staaten für sich, von wo in der Folgezeit sich Kultur hätte verbreiten können; allein die mongolische Macht erschlaffte. Des Tataren Timnr (oder Tamerlan) Erobe- rnngen verdunkelten die der Familie des früheren Dfchingischans, und das Chanat
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