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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 975

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Nußland. 975 Konstautinopel eine russische Fregatte aus dem schwarzen Meere aulaugeu, sowie bald darauf der Zar mit seinen eignen Schiffen das finnische Meer ^ befuhr. ergriff dessen Gemahlin, die anhaltinische Prinzeß Katharina Ii. das Szepter; sie verstand es auch zu führen. Vor ihrer Zeit hatte man wohl den Zar Peter bewundert, doch die russische Macht noch wenig beachtet. Katharinas Regierung beschäftigte die Aufmerksamkeit von ganz Europa. Der Schimmer ihres Hofe?, ihre Heere, ihre Flotten, ihre politischen Schritte, ihre Eroberungen hoben Rußland unter die Staaten ersten Ranges und machten die übrigen bangen. Sie nahm den Türken die tatarischen Länder der Krim und Otschakow (Süd- oder Neurußland) am schwarzen Meere, der Herzog von Kurland, bis 1795in schein- barer Unabhängigkeit belaffen, mußte sich freiwillig anschließen, der polnische Staat wurde mit List und Gewalt zerstört und von ihm ganz Littauen mit Wolhynien, Podolien :c. ans russische Reich gebracht. Bei dem Tatarendorfe Odessa, das sie 1730 zur Stadt umwandelte, ließ sie einen Wegweiser errichten mit der Inschrift: Hier gehts nach Konstautinopel! — Und wie sie dadurch ihre Absichten auf die Türkei kund that, so drohete ihre gegen die Weichsel vorgeschobene Grenze, wo nun kein pol- nisches Reich mehr den Deutschen als Bollwerk diente, dem ganzen Westen Europas. Rußland, dessen Volksmenge sich unter ihrem Scepter um 1/i vergrößerte, ward ein Koloß, woriu freilich neben Pracht, Glanz und größtentheils nur äußerer Kultur noch unendliche Niedrigkeit und Unwissenheit des Volkes vorhanden war, jedoch der feinere deutschredende Adel Livlands und Kurlands, zu dem russischen gesellt, auf Beschäftigung mit Wissenschaft und Kunst in den höheren Ständen gewirkt hatte. Nicht mehr bloß Deutsche wie zuvor (z. B. Münnich und Ostermann) führten die kaiserlichen Heere; man sah schon geborne Russen an ihrer Spitze, wie Romanzoff und Suwarow. Der letztere, berüchtigt durch die Blutfcenen in Otschakow und Praga (Vorstadt Warschaus), focht uuter der Regierung Panls schon auf dem Boden Italiens gegen Frank- reich (im Feldzug 1799), so daß unter Katharinas Enkel Alexander die russischen Truppen mit zur Entscheidung über Europas Schicksal berufen wurden. Alexander der Milde (1891—1825) that Vieles, das ihm zur Ehre und seinem Volke, besonders den untern vernachlässigten Klassen, zum Vortheil gereichte. Vergrößert ward das Reich, wie im Innern durch Verbreitung des Anbaus und Be- thätiguug der Industrie, so nach außen durch Eroberungen in der Türkei (z. B. Bessarabien) und in Persien, durch die Erwerbung Finnlands (1809) und des Großherzogthums Warschau (1814, f. o. Polen). Zwar vermochten seine Feld- Herrn, wiederum fast sämmtlich Ausländer, wenig oder nichts gegen Napoleon: sie ver- loren bei Austerlitz in Mähren, bei Eilau und Friedland in Preußen, selbst im Herzen des Reichs bei Moschaiks an der Moskwa; allein das Glück Rußlands, damals (doch nur damals) zugleich das Glück Europas, wollte, daß Napoleon zu spät vor der Winterkälte sich zurückzog und sein Heer einbüßte. In Verbindung mit den Deutschen genossen dann die russischen Truppen des Triumphs, sogar Paris zu sehen. — Auf
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