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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 1065

1874 - Mainz : Kunze
Nordamerika — Mexico. 1065 Frauen klein und fett, die Männer mittelgroß mit nur etwas Bart, doch sehr mns- kulös. Sie sind Reste vieler ehemals untereinander feindlichen und an Sprache Der* schiedenen Stämme, an deren frühere in Dunkel liegende Zeiten die oben erwähnten riesigen Bandmkmale und Skulpturen, die den berühmtesten Trümmerstädten der alten Welt gleichkommen, erinnern. Theils sind sie Nachkommen der Azteken, theils nicht-- aztekischen Ursprungs neben und zwischen jenen. *) Der Zahl nach, etwa Mill., sind sie überwiegend, gesetzlich frei wie alle Bewohner Mexicos, doch auf niederer Stufe der Kultur. Freilich wurde auch in den 3 Jahrhunderten der Unterjochung nichts für sie gethan. Sie sind theils Indios barbaros, unabhängige Nomaden in den nörd- lichen Staaten, wozu z. B. die wilden Comanches und Apachcs gehören, theils Jndios fideles, die den römisch-katholischen Kirchengebrauch erhalten haben, dabei aber vom Christenthum nichts wissen und voll Aberglauben stecken.**) Diese leben höchst einfach, fast nur von Pflanzenkost, reich und arm gleich gekleidet, nur daß der Reichere San- dalen am Fuße hat. Es gibt überall angesehene Familien nnter ihnen, mit patriar- chalischer Autorität in den Dörfern. Weben, Flechten und Töpferei ist Sache der Weiber, und da sie kanm andere Handwerker brauchen, obwohl ihnen Talent zu me- chanischer Fertigkeit und bildlicher Darstellung nicht abzusprechen ist, so sind sie auf eigenem Acker oder als Taglöhner auf Gütern der Creolen vorzugsweise beschäftigt, oder mit Einsammeln der Vanille, der Sarsaparille und Jalapenwnrzel, mit der Cochenille- Zucht, Benutzung der Agave, oder als Fischer, Köhler und Gärtner. „Es ist — sagt Sartorius — im ganzen ein gutes und rechtliches Volk. Ich habe viele Jahre unter Indianern und Mestizen gelebt und nie eine größere Sicherheit der Person und des Eigen- thums gefunden. Was man in Europa nicht wagen würde, einem barfüßigen Taglöhner be- deutende Summen zu übergeben, um sie allein oft viele Meilen weit zu bringen, das thut man dort ohne Sorge, und noch nie hat der arme Indianer das Vertrauen ge- täuscht." Stimmt dies nicht mit Catlins Erfahrungen unter den Jagdvölkern am Missouri überein?. In neuester Zeit haben sich indes auch öfter Indianer auf mili- tärischem, politischem und geistigem Gebiete ausgezeichnet, so namentlich der 1872 ge-- storbene Präsident Benito Juarez, Sohn armer indianischer Eltern aus dem Staate Oaxaca, der durch hervorragende Begabung, durch Fleiß und Charakterstärke, durch die den Indianern eigene unerschöpfliche Zähigkeit seinem Vaterlande die Freiheit, sich selbst aber nn- ermeßlichen Ruhm bei seinen Landslenten erwarb, und zugleich als erster Präsident von rein indianischer Abstammung insofern eine bemerkenswkrthe Erscheinung in der mexicanischen Republik war, als er bewies, daß der indianische Stamm als gleichberechtigt mit den andern Bürgern an den Staatsgeschäften theilznnehmen gelernt hat. — 4) Was Neger und Mulatten betrifft, so ist ihre Zahl gering (etwa 5900); nur an den Küsten findet man sie als Handwerker, Fischer und Taglöhner. Sie sind * Humboldt zählt 20 Stämme, deren Sprachen weder unter sich, noch mit der aztekischen Verwandtschaft zeigen. ** Den übrigens alle Mexicaner mit ihnen theilen; denn obwohl man z. B. in Aufhebung der Klöster und anderweitiger Verwendung der Gebäude rüstig fort' schreitet und eine Art Gewissensfreiheit proklamirt hat und übt, „geht die Anrufung eines Heiligen doch noch weiter als gutes Recht und eine der Kirche geweihte Kerze weiter als eine edle Handlung," und besorgt der Klerus Korrespondenzen direkt in den Himmel, sowie er auch briefliche Antworten von dort erhält. Schacht, Lehrb. d. Geographie S. Aufl. 68
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