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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 1086

1874 - Mainz : Kunze
1086 Südamerika — Argentina. dm Dulce verschlucken, aber den Herden willkommen sind. Dagegen am untern Pa- ranü, ist das Tiefland zugleich Fruchtland mit guter Vegetation, und was die Gebirgs- striche des Nordwestens betrifft, so sind große Stücke der Provinzen Mendoza, Cor- dova und Tucuman mit Südfrüchten, Wein, Pfirsichen und Oliven, mit Indigo,. Tabak und Baumwolle gesegnet, während es in Rioja und Catam a rca, neben dem metallreichen Nordchile, Silber- und Goldgruben gibt. Ueberhaupt ist das Land reich an Produkten der heißen und gemäßigten Zone, nur hat es Mangel an Arbeitskräften, und der Maugel an Verkehrsmitteln trug Schuld, daß bisher die Produkte des Westens (so namentlich eine Menge Erze) nicht in den Handel kamen, sondern nur die aller- rohesten Produkte, die durch massenhafte Ausfuhr im Stande wareu, den Import zu decken, z. V. Wolle, Rinder- und Pferdehäute, Schaffelle, Pferdehaare, Talg, Hörner, gesalzene Ochsenzungen :c. In den letzten Jahren hat allerdings der Bau von Eisen- bahnen, die bereits bis an des Fnß der Andes sich erstrecken, große Fortschritte ge- macht, so daß der Werth der Produkte im Steigen begriffen ist; es wird nicht mehr lange dauern, so werden die argentinischen Bahnen eine Vereinigung mit denen von Chile, wohin der Telegraph bereits reicht, aufsuchen; bis jetzt allerdings spottete die die kolossale Höhe der Pässe innerhalb des bewohnten Theils von Chile noch jedes derartigen Versuches. In der Bevölkerung überwiegt noch die Zahl der Indianer, deren mehrere Stämme ^Charrnas, Poyuches, Pampe ras, Mamuelches :c.) frei umherstrei- feu, unter gewählten Häuptlingen (Kazikeu), die sie indes mehr als ihre Väter und Leiter, denn als ihre Herrn und Gebieter betrachten und bei denen sie bleiben oder die sie verlassen, ganz nach Lust und Gutdünken; der übrige Theil der Bevölkerung, besteht aus Weißen, Mestizen, Mulatten :c. Westlich des Rio la Plata ist aus der Vermischung Weißer (namentlich okkupirender spanischer Soldaten) mit Indianern ein eigenes Nomadenvolk, die Gauchos (spr. Ga-utschos) entstanden, das gewöhnlich zu Pferde erscheint, sehr geschickt mit dem Lasso (einer Jagdschlinge) und den Bolas oder Schleuderkugeln umzugehen versteht, nud von der Hut und dem Fange des zahllosen wildgewordenen Rindviehes lebt *). Auch der Reichthum der dortigen weißen Grund- bescher besteht hauptsächlich in Herden. Es gibt Estanzieros (Grundeigentum«), die 50000 Stück haben; man läßt sie stets unter freiem Himmel. — Die Estanzien im Campo gehen jetzt immer mehr in die Hände von Fremden über, wie auch in den Städten der Großhandel. Der Eingeborne, von übertriebenem Stolze, ist ohne wirk* liche Arbeitskraft und ausdauernden Unternehmungsgeist, und so vollzieht sich dort ge- genwärtig ein Volks-Nenbilduugsprozeß, bei welchem die Deutscheu am meisten inte- ressirt sind. Denn obgleich gering an Zahl, gegenüber den in großer Masse einwan- dernden Italienern, Basken, Südfranzosen :c., die dem Lande für immer den romanischen Charakter wahren werden, haben die Deutschen doch festen Boden gefaßt und infolge *) „Der Gaucho führt ein Leben voll Entbehrungen, aber sein Luxus ist die Freiheit. Er ist stolz auf seine Unabhängigkeit, die keine Schranke kennt; seine Gefühle sind wild wie sein ganzes Leben, aber im Grunde gut und edel" (Head). Und Sar- miento, selbst ein Argentiner, schildert deu Gaucho als einen Menschen, der wenig Be- dürfnisse kennt, von Unterordnung gar keinen Begriff hat, ebensowenig von einer Re- gieruug; jede regelrechte systematische Ordnung ist bei ihm ein Ding der Unmöglichkeit..
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