1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
1088 Süd amerik a — Paraguay.
doch auch einige Tausend Deutsche. Neuerdings starke Einwanderung, aber meist Roma-
nen. — Niedere Bergreihen von Brasilien her durchziehen den Osten; sonst ist das zum
Feldbau brauchbare und zugleich mit den fettesten Wiesen reich ausgestattete Land eine
einförmige Ebene, „not beautiful but usefulwie ein englischer Estanziero dem
deutschen Reisenden Burmeister bemerkte. Hiedurch und durch die Lage am Golf sind
Viehzucht und Handel die einträglichsten Gewerbe geworden. Millionen Rinder, Schafe,
Pferde. Ausfuhr wie drüben von Buenos Ayres. Hauptstadt Montevideo, beleb-
ter Hafen am Golf mit hochliegender Citadelle und 105000 E. Außer in Montevideo
treibt man noch in zwei Häfen Handelsgeschäfte, nämlich zu Maldonado unten am
Golf, und in Colouia del Sacramento gegenüber von Buenos Ayres. Ein vier-
ter Ort, Fray Bentos am Uruguay, vor wenigen Jahren noch eine kleine Anstedlung
von elenden Hütten, ist binnen kurzer Zeit durch den Genius deutscher Wissenschaft zu
einer blühenden Stadt mit 2500 herangewachsen; die „Liebig-Kompagnie" läßt hier-
nach den Vorschriften I. v. Liebigs unter Leitung eines deutschen Chemikers Fleisch-
extrakt bereiten, um die massenhaften Fleischvorräthe Südamerikas, die bisher verdarben,
indem mau von den Thieren bloß die Häute ic. benutzte, zu verwertheu. Die Fabrik be-
schäftigt 1500 Arbeiter, täglich werden 600 Thiere geschlachtet *). Die Stadt hat einen
gnten und sichern Hafen und es siedeln sich nun auch viele Engländer in derselben an.
Paraguay.
2670 Q.-M- mit ca. 1 Mill. Einw.
Begrenzt wird diese einzige Binnen-Republik Südamerikas von den Strömen
Paranü, (im O. und S.), Paraguay und Pilcomaya (im W.); die Nordgrenze gegen
Brasilien zieht nun nach Beendigung des 6jährigen Krieges mit diesem und mit Ar-
gentinien von dem Salto Grande des Paranü. längs des Jgatimflusses nordwest-
lich bis zur Quelle des Apä-Flusses, dem sie bis zur Münduug in den Paraguay
folgt. Der östliche Theil des Landes wird von bewaldeten Niedern Sierren durchrankt,
das übrige Land liegt eben und tief, ähnlich der Lombardei, nur viel ausgedehnter und
nuter noch milderem Himmel, der keinen Frost zuläßt. Hinreichend getränkt von Regen
und Flüffeu, ist das Land immer grün, fruchtbar und wiesenreich, im Norden und
Osten voll ungeheurer Wälder. Reis und Mais, Weizen und Gerste, Bohnen und
Manioc geben reichlich aus, und während nördlich des Wendekreises Palmen, Pisang
und Vanille wachsen, gedeihen südlicher Trauben und Pfirsiche; Zuckerrohr, Judigo und
Baumwolle sind leicht zu knltiviren Die Wälder liefern Bau- und Nutzhölzer manch-
facher und selbst der kostbarsten Art, auch Arznei-, Farbe- und Gerbestoffe, Balsame,
Kautschuk u. s. w. Der Mattee ersetzt den chinesischen Theestrauch. Das Mineralreich
kann in dem meist flachen Lande nicht bedeutend seiu, und doch hat man ergibige Erz-
lager, selbst Quecksilber, gesunden. Salz zur Genüge, Salpeter, Porcellanerde n. s. w. —
Von besonderem Werthe ist die Schiffbarkeit der Ströme. Der Parauä. hat nur noch
im Norden, wo er aus brasilischen Bergen kommt, einen Fall, der Paraguay hat gar
keine Stürze; die Dampfer fahren von Montevideo bis in die brasilische Provinz Matto
*) In Argentinien und in Süd-Brasilien sind nun ähnliche Fabriken angelegt
worden.