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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 1092

1874 - Mainz : Kunze
1092 Süd amerika — Brasilien. sklaverei gethan und welche bei der Pflanzer- und Aristokratenpartei auf großen Wider- stand gestoßen, sind endlich (durch das-Sklavenemanzipationsgesetz vom l. Sept. 1871) mit Erfolg gekrönt worden, so daß nun auch auf dem südamerikanischen Continent jenes Institut in nicht ferner Zeit verschwinden wird. Von den Indianern sind etwa > Mill. civilisirt, 300000 dagegen noch Wilde; die Botocuden, dem Küstmgebirg nahe, mit Holzklötzen in Unterlippe und Ohrläppchen, ferner die Eoroados, die Puris, und die berittenen Guaycuras am Paraguay sind am bekanntesten. — Die Regierung ist seit Jahren bestrebt, die europäische Einwanderung, namentlich die deutsche, zu fördern; aber bei dem häufig eingehaltenen Parceria- oder Halbpachtsystem, welches die Einwanderer der Ausbeutung gewissenloser Ageuleu preisgibt und die Ansiedler nicht selten zu Sklaven der Plantagenbesitzer macht, ferner bei der oft parteiischen Rechtspflege, besonders Ausländern gegenüber, ist die Einwanderung namentlich in die tropischen Theile eine genüge geblieben. Im Interesse der schon an 90000 Köpfe zählenden deutschen Kolonisten in den südl. Provinzen Parauä, Santa Catarina, be- sonders aber Rio Grande do Sul — in dieser allein über 60000 — ist dies zu be- klagen, da sie, durch und durch deutsch geblieben und festhaltend an alter Sprache und Sitte, bei größerem Zuzug dort in jenen gefunden und gesegneten Landstrichen leicht ein Neudeutschlaud begründen würden. Aber diese Deutscheu sind eben als selb- ständige Ansiedler eingewandert; deshalb stehen ihre Ansiedlungeu (auch geistig) in hoher Blüte; sie haben, wie die in Argentiua, ihre eigenen Schulen. Kirchen, Zeitungen, Vereine n. s. w. Ihr Wohlstand beruht zum großen Theile auf dem Anbau des Kaffeebanmes. Leider wnrde in letzter Zeit dnrch eingewanderte (deutsche) Jesuiten die bisher unter den Kolonisten von do Snl vorhandene konfessionelle Eintracht zwischen Protestanten und röm. Katholiken gestört.*) — In den Provinzenpernambuco, Bahia und Rio de Janeiro finden sich italienische Eingewanderte in bedeutender Zahl (20—24000). Die Portugiesen, im 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts heroisch und unter- nehmend, später politisch und kriegerisch erschlafft, verstanden nicht zu kolouisiren. Das Land schwacher Wilden zu erobern und dann, soweit es von Natur schon reichlichen Ertrag gab, behaglich und von Negersklaven bebaut zu besitzen, Gold und Diamanten unter argwöhnischer Aufsicht sammeln, hie und da auch Indianer durch Mönche be- kehren zu lassen — das war ihr Hauptgeschäft in Brasilien. Erst 1811, als die (1807) vor Napoleon geflüchtete Königsfamilie sich in Rio aufhielt, kam eine Buchdruckerpresse ins Land, und erst seit der, zum Theil durch die Rückkehr des Königs nach Portugal herbeigeführte» Trennung vom Mutterlande (18-22) hat einige Gewerbsamkeit begonnen, hat man Fremden und Naturforschern das Innere des Landes geöffnet, auch einheimische Produkte durch Anbau fremder, vor allen des Kaffees vermehrt; und daß der Seehandel dadurch belebt werden mußte, war natürlich. Es fehlt zwar noch an Straßen, und meist geschah bisher auf Maulthiereu der Transport im Junern; aber auf den Strömen gehen bereits Dampfer, und in den letzten Jahren hat die Regierung wie auf Er- forfchuug des ungeheuren Gebietes so auf Erbauung von Eisenbahnen viel verwendet * Adalb. Jahn, Wichtige Beiträge zur Einwanderung und Kolonisation in Brasilien. 1874.
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