1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Australien
— Kolonien.
noch nöthige Wolle fast nur von dort bezogen. Denn die Viehzucht bildet neben dem
Bergbau bis jetzt noch die Hauptbeschäftigung der Kolonisten, und große Massen von
Wolle, Häuten und Fett werden von dort in den Welthandel gebracht. Vieh findet auf
weiteren Strecken, die zum Landbau ungeeignet scheinen, noch reichliche Nahrung, nament-
lich das genügsame Schaf, dem die mit Salzpflanzen bedeckten Striche besonders zu-
sagen, wie denn die Kolonisten im Innern fast nur auf die Schafzucht augewiesen
sind. So bedecken die Squatters (Ansiedler) mit ihren Stationen fast den ganzen Osten.
Man zählt jetzt 40 Mill. Schafe, 5 Mill. Stück Rindvieh und G00000 Pferde, die
zahlreich nach Indien ausgeführt werden. Mit der Einführung des Kamels — Oberst
Warburton z. B. hat bei seiner letzten großen Reise durch Westaustralien 18^/V* Ka-
mele als Transportmittel mit vielem Erfolge gebraucht — und des Alpacas sind glück-
liche Versuche gemacht worden. Die jährliche Goldausfuhr beträgt etwa 70 Mill. Thl.
jährlich; 6/V davon kommen auf die Goldfelder von Ballarat. Nur in Südaustralien
ist der Ackerbau (Weizen, Mais, Reis, Tabak, Obst und Südfrüchte, Wein, Zucker,
Kaffee:c.) die Hauptnahrungsquelle. Die Fabriken sind noch wenig entwickelt, doch
haben sie eine große Zukunft. Die Ausfuhr beträgt jetzt schon mehr als die Einfuhr,
nämlich 32 Mill. Pf. St. gegen 28 Mill. Einfuhr, und der Handel Australiens mit
Neuseeland, Tahiti, Ostindien, Insel Moritz, Brasilien, und vorzüglich mit dem Mutter-
lande Großbritannien ist fortwährend im Zunehmen begriffen. Der Küsten- und Seeverkehr
ist sehr lebhaft, der Landverkehr noch zurück, da die Straßen meist schlecht sind. Doch
ist bereits eine große Zahl von Eisenbahnen, die in rascher Zunahme begriffen sind, in
Betrieb, und Telegraphen verbinden nicht nur die Städte der Süd- und Ostküste, son-
dern es ist bereits eine Drahtlinie von Adelaide nach Port Darwin so ziemlich
quer durch die Mitte des ganzen Continentö gespannt, ja es ist bereits Aussicht vor-
Händen, daß diesem Telegraphen bald eine Eisenbahn folge.
Diese Kolonieländer oder Provinzen sind zwar der brittischen Krone unter-
worsen, aber beinahe freie Staaten mit englischen Governors oder Statthaltern (von
denen der zu Sydney zugleich Generalstatthalter von ganz Australien) und kleinen
Garnisonen, da sie fast alle Angelegenheiten selbständig verwalten; Doppelkammern
und parlamentarische Ministerien. Es gibt gegenwärtig 6 solcher Kolonien auf dem
Coutinente.
1) Neu-Süd-Wales (14500 Q.'Mln., 519000 Bew., wovon 3a Protestanten,
V* röm. Katholiken, meist Iren). Am Port Jakfon, nnweit der Botanybai, liegt der
Hauptort Sydney mit 135000 E., Universität, Gymnasien und andern Schulen,
Kirchen verschiedener Bekenntnisse, Bibelgesellschaft, Theater, Druckereien, Zeitungen,
Gasbeleuchtung, botanischem Garten, Landwirthschastsverein, Schiffswerften u. f. w.
Haupthandelsstadt. Eine der andern Städte, Namens Paramatta, hat 16000 E.;
sie liegt auch an der Jakson-Bai. Bat hur st im Westen. Im Kohlenbezirk am Aus-
flnß des Hunter ist ein neues Newcastle entstanden.
2) Victoria (4160 Q.-M, 761000 B.), Australia felix; neben Südaustralien
die blühendste Kolonie, namentlich seit den Goldentdeckungen. Melbourne in ro-
mantischer fruchtbarer Gegend an der Mündung des Aarra, hat bereits 194000 E.;
zweiter Handelsplatz. Geelong. Ballarat 64000 E., durch Eisenbahnen mit Mel-
dourne und Geelong verbunden. Sandhurst im Innern 27000 E.