1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Polynesien.
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feste Wohnsitze, Bekleidung und Boote zum Fischfang, und dennoch stehen
sie hinter den Jnselvölkern des malaiischen Stammes zurück. Von diesen
darf man behaupten, wenigstens von den meisten, daß sie in ihrer insularen
Abgeschiedenheit geworden sind, was sie ohne milchgebende und wolle-
tragende Thiere, ohne den Gebrauch des Eisens, ohne Verkehr mit größeren
Nachbarstaaten irgend werden konnten. Was von ihnen erzählt wird, deutet
offenbar auf ein glückliches Naturell, auf vorzügliche Bildungsfähigkeit, ob-
gleich ihre Frömmigkeit noch der Menschenopfer bedurfte, und über viele
Inselgruppen (mit Ausnahme von Tonga, Hawaii, Tahiti und einigen
andern) der abscheuliche Brauch, Gefangene zu schlachten und zu essen,
verbreitet war. Häuser, Dörfer, selbst Befestigungen, regelmäßige Pflege
von Nutzpflanzen, Behendigkeit in Lenkung der Schiffe, großes Geschick in
Bereitung und Färbung von Gewändern aus Bast und Federn, religiöse
Zeremonien, Priester, Morais oder gottesdienstliche Gebäude — das alles
fand man bei ihnen vor. Sogar das wilde Recht des Stärkern war bei
mehreren dieser Völker einer gewissen Staatsordnung gewichen, worin es
Erblichkeit der Herrschaft und eine Art von Lehnswesen gab. Fassen wir
dies zusammen und rechnen noch hinzu: ihre Lust an Tanz und mimischen
Darstellungen, ihr geselliges Leben, das selbst gewisse Feinheiten des Um-
gangs verlangte, ihr theilnehmendes Gefühl, ihre Lernbegierde ic. — so
begreift sich, daß die Seefahrer gern bei ihnen verweilten, aber auch, daß
der Verkehr mit den Fremden außerordentlich, und sowohl im Bösen als
im Guten, aus sie einwirken mußte. Die Europäisiruug ging und geht
noch wunderbar rasch von statten, und schon den nächsten Geschlechtern
wird das Leben der Großeltern wie etwas Geträumtes vorkommen, das
ihre künftigen Dichter trotz seiner Mangelhaftigkeit zu einem Arkadien, zu
einem Unschuldparadiese ausmalen werden. Zum Glück sind übrigens die
Fremden nicht mit Gewalt der Waffen gekommen, und zum Glück bewahrt
sowohl die Bildsamkeit, als die hinreichende Anzahl der Bewohner die
kleinen Inseln vor starken Einwanderungen. Um so eher werden sich ein-
heimische Völker selbständig erhalten und zur Mauchsaltigkeit der Kultur-
staaten auf dem Erdball beitragen können. Anders möchte aber wohl das
Loos der Australneger und Melanesier sein; minder talentvoll und bil-
dungssähig, und den Europäern persönlich zu unangenehm, um eine Ver-
Mischung beider herbeizuführen, werden sie wahrscheinlich, gleich den Tas-
nmniern und Neuholländern und den Wilden Nordamerikas, unter der enro-
Mschen Kolonisation zu Grunde gehen. — Polynesien umfaßt:
1) Die inneren Inseln, in zwei Vogen von N. nach So.
a. Der kleinere Bogen. Er enthält 1) das 12900 Q.-M. große Neu-
Guinea, das von Australien durch die 20 Meilen breite Torresstraße getrennt ist —-
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