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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 1115

1874 - Mainz : Kunze
Polynesien. 1115 feste Wohnsitze, Bekleidung und Boote zum Fischfang, und dennoch stehen sie hinter den Jnselvölkern des malaiischen Stammes zurück. Von diesen darf man behaupten, wenigstens von den meisten, daß sie in ihrer insularen Abgeschiedenheit geworden sind, was sie ohne milchgebende und wolle- tragende Thiere, ohne den Gebrauch des Eisens, ohne Verkehr mit größeren Nachbarstaaten irgend werden konnten. Was von ihnen erzählt wird, deutet offenbar auf ein glückliches Naturell, auf vorzügliche Bildungsfähigkeit, ob- gleich ihre Frömmigkeit noch der Menschenopfer bedurfte, und über viele Inselgruppen (mit Ausnahme von Tonga, Hawaii, Tahiti und einigen andern) der abscheuliche Brauch, Gefangene zu schlachten und zu essen, verbreitet war. Häuser, Dörfer, selbst Befestigungen, regelmäßige Pflege von Nutzpflanzen, Behendigkeit in Lenkung der Schiffe, großes Geschick in Bereitung und Färbung von Gewändern aus Bast und Federn, religiöse Zeremonien, Priester, Morais oder gottesdienstliche Gebäude — das alles fand man bei ihnen vor. Sogar das wilde Recht des Stärkern war bei mehreren dieser Völker einer gewissen Staatsordnung gewichen, worin es Erblichkeit der Herrschaft und eine Art von Lehnswesen gab. Fassen wir dies zusammen und rechnen noch hinzu: ihre Lust an Tanz und mimischen Darstellungen, ihr geselliges Leben, das selbst gewisse Feinheiten des Um- gangs verlangte, ihr theilnehmendes Gefühl, ihre Lernbegierde ic. — so begreift sich, daß die Seefahrer gern bei ihnen verweilten, aber auch, daß der Verkehr mit den Fremden außerordentlich, und sowohl im Bösen als im Guten, aus sie einwirken mußte. Die Europäisiruug ging und geht noch wunderbar rasch von statten, und schon den nächsten Geschlechtern wird das Leben der Großeltern wie etwas Geträumtes vorkommen, das ihre künftigen Dichter trotz seiner Mangelhaftigkeit zu einem Arkadien, zu einem Unschuldparadiese ausmalen werden. Zum Glück sind übrigens die Fremden nicht mit Gewalt der Waffen gekommen, und zum Glück bewahrt sowohl die Bildsamkeit, als die hinreichende Anzahl der Bewohner die kleinen Inseln vor starken Einwanderungen. Um so eher werden sich ein- heimische Völker selbständig erhalten und zur Mauchsaltigkeit der Kultur- staaten auf dem Erdball beitragen können. Anders möchte aber wohl das Loos der Australneger und Melanesier sein; minder talentvoll und bil- dungssähig, und den Europäern persönlich zu unangenehm, um eine Ver- Mischung beider herbeizuführen, werden sie wahrscheinlich, gleich den Tas- nmniern und Neuholländern und den Wilden Nordamerikas, unter der enro- Mschen Kolonisation zu Grunde gehen. — Polynesien umfaßt: 1) Die inneren Inseln, in zwei Vogen von N. nach So. a. Der kleinere Bogen. Er enthält 1) das 12900 Q.-M. große Neu- Guinea, das von Australien durch die 20 Meilen breite Torresstraße getrennt ist —- 71*
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