1910 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die deutschen Landschaften im einzelnen.
A. Das Westdeutsche Tiefland.
Bode nge st alt und Bewässerung. Die reichen Niederschläge des
Westdeutschen Tieflandes (600—800 mm) und insbesondere der nahen Mittel-
gebirge (1000 mm), eine Folge der Nähe des Ozeans, verursachen im Verein
mit der teilweise völligen Flachheit des Bodens die vielfach über-
reiche Bewässerung des Gebietes. Diese Züge hat das Westdeutsche
Tiefland mit dem nahen Holland gemein.
Seine Hauptflüsse sind Rhein, Ems und Weser.
Naturgebiete. Im Westdeutschen Tieslande sind vier Naturgebiete zu
unterscheiden:
1. Das Fruchtland am Gebirgssuße,
2. und 3. die Moor- und Geeststrecken in den mittleren Teilen und endlich
4. der Marschensaum längs der Küste und dem Mündungslande der Flüsse.
1. Das ?ruchtland am Fuße der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle.
Vom Nordsaume der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle bis zu den Heide- und
Moorgebieten der Niederung überkleidet den Boden vielfach gelbbrauner Lößlehm,
auf dem der hohe Bodenertrag in der Provinz Sachsen, in Anhalt und der Gegend
nördl. vom Harz bis nach Braunschweig und Hannover hin beruht. Diese Strecke
ist das Hauptgebiet des deutschen Zuckerrübenbaues, worin Deutschland allen
Ländern der Erde vorangeht.
Am Rhein, der oberen Ems, der Saale und Mulde dringt dieses gesegnete
Fruchtland noch tief in die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle ein und bildet die
Kölnische, Münsterer und Leipziger Tieflandsbucht.
a) Die Aölnische Tieflandsbucht.
An das Rheinische Schiesergebirge schließt sich nordwestlich die Nieder-
rheinische Ebene an, deren südlicher, noch von Gebirgen umgrenzter Teil als
Kölnische Bucht bezeichnet wird.
Der Rhein tritt in das Tiesland bei Bonn ein und verläßt den deutschen
Boden bei Emmerich. Seine Ufer sind nunmehr reizlos, aber seine Wasser-
masse ist gewaltig, sein Bett weit ausgedehnt, und seinen Spiegel belebt ein ungemein
reger Schiffsverkehr. Durch seine Wassermenge, sein ruhiges Gefälle, die Schiffbarkeit
vieler seiner Zuflüsse und das gewaltige Ausgreifen feines Gebietes durch Süd-
und Norddeutschland (200000 qkm — mehr als 1j3 des Deutschen Reiches) ist
der Rhein Deutschlands ausgezeichnetste Wasserstraße.
Von Mannheim—ludwigshafen an dient er als Großschiffahrtsweg für den
Güter-, von Mainz an für den Personenverkehr.
Fruchtbarer Schwemmlandboden, tiefe Lage und mildes, bereits seemüßiges
Klima schaffen in der Kölnischen Bucht wie in der ganzen Niederrheinischen Ebene
günstige Verhältnisse für die Land Wirtschaft. Höchst wichtig ilt aber auch die
Lage der Bucht und ihrer Hanptsiedelung, der Stadt Köln, 430000 Einw., am Rhein-
strom und in der Nähe des großen niederrheinischen Bergbau- und Jndustriereviers.
Zahlreiche Eisenbahnstränge treffen in Köln zusammen, darunter die beiden Welt-
Verkehrslinien Paris — Berlin und London — Genua, so daß Köln heute die erste