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1. Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 214

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
214 Drittes Buch. und der römische Bischof standen daher in besonderem Ansehen. Dies stieg noch im Laufe der Jahrhunderte. Der Bischof von Rom oder der Papst (d. i. Vater) wurde als der Nachfolger Petri, welcher der erste Bischof zu Rom gewesen sein soll, ver- ehrt und von allen als der erste Bischof der christlichen Kirche anerkannt. Durch eine Schenkung des Frankenkönigs Pipin wurde 756 der Papst auch ein weltlicher Fürst. Im Mittel- alter stieg die Gewalt der Päpste auf den höchsten Gipfel. Könige wurden von ihnen ein- und abgesetzt, Kaiser hielten ihnen den Steigbügel. Hernach ist zwar die Macht der Päpste sehr verringert; die Griechen sagten sich von ihnen los, auch ist ihnen durch die Reformation ein großer Theil der anderen christlichen Länder entrissen. Aber noch ist der Papst das geistliche Oberhaupt nicht bloß des völlig katholisch geblie- benen Italiens, sondern auch vieler Millionen (wie vieler? S. 44) auf der ganzen Erde, und Rom der Mittelpunkt der römisch-katholischen Kirche. Auch noch auf viele andere Gebiete erstreckt sich der Einfluß des alten und neuen Italiens. Die Sprache der alten Römer, die lateinische, ist bei den katholischen Christen Kirchensprache, in welcher alle wichtigen Gebräuche verrichtet werden; sie ist die Sprache der Gelehrten allenthalben und wegen ihrer Vollkommenheit und wegen der in ihr geschriebenen Werke ein Haupt-Bildungsmittel auf den Gelehrtenschulen. Ferner: das Recht der alten Römer ist auch bei den Gesetzgebungen neuerer Völker beachtet und wird noch heute von nnsern Rechtsgelehrten eifrig stndirt. Das heutige Italien ist noch immer die Heimat der schönen Künste. Als große Dichter glänzen Dante, Ariosto, Tasso und andere; eine gewisse dichterische Anlage ist Besitz- thnm des ganzen Volkes (Stegreifdichter, Improvisatoren). Unsere Maler ziehen noch immer nach Italien und stndiren die Werke eines Titian, Rafael, Correggio skorredscho^ und so vieler anderen Künstler. Die Musik endlich (wie schon ihre Kunstausdrücke beweisen) ist in Italien erst recht zu Hause. Keine Sprache schmiegt sich den Tönen besser und schmeichelnder an als die italienische mit ihrem Wortlaut. (Am reinsten in Toseana und Rom gesprochen. Sprüchwort: lingua Toseana in bocca Romana.) So haben die Jtal'ener für den Verlust ihrer Weltherrschaft noch immer einen schönen Ersatz. Noch immer strömt alljährlich eine große Anzahl von Reisenden über die Alpen, um unter Italiens heiterem, tief-
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