1873 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert
- Hrsg.: Kirchhoff, Alfred
- Auflagennummer (WdK): 36
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das heilige römische Reich. 371
römische Kaiserwürde (S. 213). Unter den fränkischen oder
salischen Kaisern, 1024—1125, erhielt das römische
Reich deutscher Nation seine weiteste Ausdehnung. Das
bedeutende, aus Lothars Erbschaft noch entstandene Königreich
Burgund oder Arelat (S. 271 n. 279) wurde gewonnen,
und somit die Westgrenze bis zur Rhone und dem Golf von
Lion erweitert. Die Slaven waren bis über die Oder
hinaus unterworfen (später im 13. Jahrhundert gehörten auch
die Länder der Deutschen Ritter und der Schwertritter an der
Ostsee bis zum Finnischen Busen zum Reich), sogar Ungarn,
Dänemark und Polen standen einige Zeit in einem gewis-
sen Abhängigkeitsverhältniß. Das neue römische Kaiserthum
war des alten nicht unwürdig.
Daß es nicht so blieb, dazu wirkte mancherlei. Das
mächtige Kaisergeschlecht der Hohenstaufen, 1138 —1254,
zersplitterte seine Kraft in den Kämpfen mit den Päpsten und
den italienischen Städtebünden (S. 213). Um sich in Deutsch-
land vor Unruhen zu wahren, hatten sie die großen Lehen,
die Herzogtümer, möglichst zertheilt, aber auch, um sich An-
hang zu erhalten, die Erblichkeit der Lehen zugestanden.
Die kaiserlose, schreckliche Zeit des Interregnums (bis 1273)
war sehr geeignet, das kaiserliche Ansehen zu schwächen und
die Macht der Lehnsträger in die Höhe zu bringen. Während
daher in Frankreich das Königthum am Ende des Mittel-
alters über die Vasallen gesiegt hatte und groß und mächtig
in die neuere Zeit trat (S. 271), war es in Deutschland
gerade umgekehrt. Maximilian I. um 1500 (ein Habs-
burger, wie seitdem alle Kaiser des alten Reichs mit einer
Ausnahme) mußte schon darüber klagen, wie der römische Kai-
ser Könige regiere, d. h. über Vasallen, die sich immer mehr
als unabhängige Landesherren zu fühlen und aufzu-
führen anfingen. Unter seinem Nachfolger Karl V. (S. 189)
spaltete sich Deutschland in einen katholischen und prote-
stautischeu Theil. Ein Jahrhundert darauf kam es zwischen
beiden zum 3 0jährigen Kriege, 1618 — 1648. Von der
Zeit ab mischten sich Fremde in Deutschlands Angelegenheiten;
gedenke vor allen hier der Franzosen (S. 271 f.). Ein-
zelne deutsche Länder stiegen wohl zu Macht und Größe (vor-
uehmlich Brandenburg-Preußen), aber Deutschland als Gan-
zes, als Reich sank mit dem kaiserlichen Ansehen, das bei
jeder Kaiserwahl durch eine dem Neugewählten abgeforderte
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