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1. Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen - S. 164

1907 - Leipzig : Engelmann
164 Sechster Kursus. Im Klima der Britischen Inseln kommt der ozeanische Charakter am schärfsten von allen europäischen Ländern zum Ausdruck. Die Winter sind außergewöhnlich milde, um so milder, je mehr man nach W. gelangt. Doch treten einzelne Frosttage oder wenigstens Nachtfröste säst in allen Monaten des Winterhalbjahres auf. Im Sommer dagegen steigen die Temperaturen nicht sehr hoch. Die Luftfeuchtigkeit ist zu allen Jahreszeiten eine bedeutende. Bedeckter Himmel ist daher die Regel; Nebel sind, namentlich im Winter, häufig. Die Niederschlagsmengen sind im Westen sehr große; in einzelnen Gegenden Irlands vergeht kaum ein Tag ohne Regen, das östliche England dagegen hat nicht mehr Niederschläge als etwa Westdeutschland. Die Winde wehen meist aus westlicher Richtung und treten oft sehr heftig auf. Namentlich sind die Küsten des Kanals, Nordschottland, die Orkney- und Shet-land-Jnseln durch Stürme berüchtigt, die hier zahlreiche Schiffbrüche verursachen. Die milden Winter gestatten manchen Pflanzen noch das Fortkommen, die sonst erst in weit südlicheren Gegenden auftreten. So gedeihen im südlichen Irland uni) in Cornwall Myrte und Lorbeer noch im Freien. Dagegen kann wegen der geringen Sommerwärme Weinbau nirgends mehr betrieben werden, und selbst der Getreidebau wird vielfach beeinträchtigt. Die Tiefländer haben größtenteils fruchtbaren Boden, dagegen fehlt es an Wald. Die Gebirge sind meist kahl, mit Moor und <£>eide bedeckt oder geradezu nackter Fels. Den größten Reichtum besitzen die Britischen Inseln in ihren Mineralschätzen, namentlich in ihren mächtigen Kohlen- und Eisenlagern. Die ältesten Bewohner der Britischen Inseln, so weit historische Kunde reicht, waren Kelten. England und das südliche Schottland kamen einige Jahrhunderte unter römische Herrschaft, doch trat hier feine völlige Romanisierung, wie in Gallien, ein. Im 5. Jahrhundert eroberten die aus Norddeutschland herüberkommenden Angeln und Sachsen den größten Teil Großbritanniens und drängten die Kelten in die Gebirge zurück. Gegenwärtig werden keltische Sprachen nur noch in Wales, im nördlichsten Schottland und im westlichen Irland gesprochen. Mit der Eroberung Englands durch die Normannen im Jahre 1066 kam französisches Element in die Bevölkerung. Doch blieb das Volk im wesentlichen deutsch. Auch die englische Sprache hat sich ihren deutschen Charakter bewahrt und nur eiue Anzahl französischer Worte in sich aufgenommen. Die vereinigten Königreiche Großbritannien und Irland bilden feit 1707 eine politische Einheit, seit 1801 mit gemeinsamem Parlament. Die Verfassung ist eine sehr freiheitliche. Die gesetzgebende Gewalt hat das Parlament, ans Ober- und Unterhaus bestehend. Die Befugnisse des Königs sind beschränkt. England und Wales . . 150000 qkm 34,5 Mill. Einw., Schottland............... 80000 „ 4,5 „ Irland .... . . . 85000 „ 4,5 „ Gesamt: 315000 qkm 43,5 Mill. Einw., 138 auf 1 qkm. Von allen europäischen Großstaaten ist also Großbritannien der am dichtesten bevölkerte. Drei Viertel der Bervölkernng ist evangelisch, ein Viertel katholisch. Neben den beiden Staatskirchen (der englischen und schottischen) zahlreiche evangelische Sekten. In Irland bilden die Katholiken die Mehrheit der Bevölkerung. Die insulare Lage und der Reichtum an guten Häfen weist die Bewohner der Britischen Inseln auf das Meer hin. Für die Entwickelung des britischen Handels ist weiterhin der Umstand von Bedeutung geworden, daß die Inseln genau in der Mitte der Landhalbkugel der Erde und daher besonders günstig für die Beherrschung des Welthandels liegen. Sie sind ferner den dichtbevölkertsten Ländern Europas unmittelbar benachbart und den kulturfähigsten Gebieten Amerikas näher gerückt als irgendein anderer Teil Europas. Diese Gunst der Lage kam
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