1874 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Barka und das Atlasland. 69
ärger als je durch Throustreitigkeiteu zerrüttet ist. Im I. 1872 hat sich der Regent von
Tigre zu Axum unter dem Namen Johannes zum Kaiser von Aethiopien krönen lassen.
3. Barka und das Atlasland (oder die Berberei).
Zwei isolirte, an Umfang sehr verschiedene Hochländer, ein kleineres östliches
und ein großes westliches, nehmen den Nordrand von Afrika ein.
A. Das östliche Hochland, das Plateau von Barka,
ist von Nord-Afrika durch die große Syrte, und durch die Wüste vom westlichen
Hochland getrennt, im S.-O wird es von der großen Bodenvertiefung des nordöstl.
Afrika's begrenzt, die, im Westen bei der großen Syrte beginnend, durch 10 Längen-
grade bis zur Oase Siwah hiuzieht und bedeutend tiefer (Siwah selbst 52 m) als
das mittelländische Meer liegt. In seinem höheren, quellenreichen, westlichen Theil
ist das Laud mit dichten Waldungen von Oliven, Pinien, Wachholder, Lorbeer,
Oleauder und riesigen Feigenbäumen bedeckt, zugleich erfüllt mit Ruinen zahlreicher
Ortschaften aus dem Alterthum, da hier die cyrenaische Pentapolis blühte.
Politisch gehört Barka zu der türkischen General-Statthalterschaft (Vilajet)
Tripolis. An der großen Syrte
Benghasi (das Berenike oder Hesperides des Alterthums).
B, Das westliche Hochland, die Berberei,
wird von einer großen Zahl Gebirgsketten vom atlantischen Ocean int W. bis
zum Golf von Sydra (Syrtis major) im O. durchzogen; in die Schneeregion
steigt im W. der hohe Atlas, d. h. Schneegebirge (Gipfel von 3570 m
— 11,000'), an der Nordküste vou Gibraltar bis Tunis streicht der kleine
Atlas, an der Nordgrenze des trockenen Landes, Blad el Gerid Dilednl-
gerid], dem natürlichen Vaterlande der Dattelpalme, der große Atlas, zwischen
beiden die reich bewässerte fruchtbare Hochfläche des mittleren Atlas.
Die herrschende Sprache der Bewohner, welche sänuntlich Muhamedaner sind,
ist die arabische. Die Urbewohner, Berbern oder Kabylen, sind in das
Innere zurückgedrängt worden; die Bewohner der Städte, ein Mischvolk aus der
uralteu Laudesbevölkerung und den Eingewanderten, werden Mauren genannt.
Das Hochland enthält vier Staatsgebiete:
a. Die türkische General-Statthalterschaft (Vilajet) Tripolis mit Barka
und Fezz-m.
Mwa 880,000 okm = 16,000 ^M., etwa 1 Mill. <£.]
Rings um die Küste des gefährlichen Golfes von Sydra (der großen Syrte)
das eigentliche Tripolis. Dazu gehört politisch:
Die Oase Fezzan [spr. Dessau] oder das Tebu - Hochland, südlich von
Tripolis. Der Handel der Stadt
Tripolis odertarablns (etwa 30,000 (£.), hat zwar sehr abgenommen, bedeutend ist jedoch
der Handelsverkehr mit dem 750 Km (100 M.) südlich in Fezzan gelegenen Handelsplatze
Murzuk (11,000 E.), von wo Karawanenstraßen nach Timbnktu, Bornn und Dar Für führen.
Ghadames im südwestlichen Tripolis, an der Nordgrenze der Sahara; Haupthandelsort.
b. Der türkische Vasallenstaat (Regentschaft) Tunis.
[118,000 okm = 2150 Dm., etwa 2 Mill. ©im]
An dem Golf von Kabes (kleine Syrte) mit äußerst günstigem Klima und kräftiger
Vegetation (Getreide und Südfrüchte); er ist nur dem Namen nach türkische Provinz, die
höchste, nach türkischem Thronfolgerecht erbliche Gewalt leitet ein seit 1871 nicht mehr
tributpflichtiger Bey, der durch die völlige Abschaffung der Sklaverei (18-16) und durch
die Verbindung mit Frankreich für die Kultur des Landes kräftige Schritte gethan hat.