1876 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 216
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Daö deutsche Tiefland.
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1) Das nordungarische Hochland. In der Mitte der Hochgebirgskern
des Tatra, ein 2275 m (7000') hoher Kamm, mit thurmsörmigen Spitzen (Gerls-
dorfer Spitze 2738 m = 8414', Lomnitzer Spitze 2705 m — 8328', Eis-
thaler Thurm, hohe Kriwän), mit Schneefeldern, Eisthälern und Alpenseen.
Der Nordabhang überragt unter dem Namen der Beskiden mit seinen Berg-
kuppen die Schneekoppe, am Westende die Lissa Höra [L. H.], 1385 m (4260')/
im Süden die Babia Gura, 1839 m (5660').
Die nach der Donau hin bis zum Knie bei Waizen stufenförmig abfallenden
Ketten bilden zusammen das ungarische Erzgebirge.
Von der Weichselquelle bis zur Donau erstrecken sich, zwischen Waag und March,
die kleinen oder weißen Karpathen; ihnen gegenüber, ans dem rechten Donau-
ufer, das Leithagebirge.
2) Das siebenbürgische Hochland wird ringsum von Randgebirgen ein-
gefaßt, den transsilvanischen Alpen im O. und S. (bis 2920 m — 9000')
und dem siebenbürgischen Erzgebirge im W. und N. Derszamos [Ssämosch],
die Mätossfch] und die Alüta durchziehen die Hochebene, deren Südrand von der
letzteren beim Rothen-Thurm-Paß [R. T. P.] durchbrochen wird.
3) Das karpathische Waldgebirge, arm an Pässen, an einigen Stellen
über 1950 m — 6000'. (Zwischen welchen Flüssen?) — Ein südlicher Ausläufer,
zwischen den Thälern des Hernad und Bodrog, ist das durch den Tokayerwein
berühmte Hegyallya- ^Hedjalja-^ Gebirge mit vulkanischem Boden.
Die Karpathen umschließen mit den Fortsetzungen der Alpen die ungarische
Tiefebene, welche in eine kleinere, oberungarische, oberhalb des Kniees bei
Waizen, und in eine größere, nieder ungarische, unterhalb desselben, zerfällt.
Das deutsche Tiefland.*)
Ein Theil der großen osteuropäischen Ebene, welche südlich um den Ural herum
mit den weiten kaspischen und sibirischen Flächen in ununterbrochenem Zusammen-
hange steht.
Das westdeutsche Tiefland zerfällt in die sächsische Ebene von der
Elbe bis zur Ems, und die nieder rheinische von der Ems bis zur Scheide.
Die durch Ebbe und Fluth der Zerstörung ausgesetzte niedrige Küste wird geschützt
durch Dämme (Deiche) und in fruchtbare Fluren umgewandelt.
Das Hinterland dieses niedrigen, an Seen armen Küstenstriches (Dümmer See,
Steinhuder Meer) ist meist unergiebiges Geestland, wogegen das Land in der Nähe
der Flüsse aus fruchtbarem Marschlande oder weiten Torfmooren besteht.
Das ostdeutsche Tiefland, das Hinterland der Ostsee, von der Elbe bis zur
Weichsel wendische Ebene genannt, hat höhere Küsten, denen nicht, wie in
der Nordsee, Sandinseln vorliegen. An den Flußmündungen haben sie die eigen-
thümliche Bildung der Hasse — Strandseen süßen Wassers — die durch schmale
Landzungen von Dünen (Nehrung — Niederung) vom Meere getrennt werden.
Das ostdeutsche Tiefland wird von 2 Höhenzügen, dem uralisch-baltischen und
uralisch-karpathischen Landrücken, durchzogen. Der erstere, nördliche, streicht vom
Um auf der Wasserscheide der Wolga und Dwina, zum Wolchonski Walde und
*) Vergl. Kutzen, das deutsche Land, Ii. S. 180 ff.