1914 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred, Lampe, Felix
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Sauberkeit und Farbenreiz eingenommenen Holländer sind große Blumen-
freunde, und die Blumenzüchterei (besonders Tulpen-, Krokus-, Hyazinthen-
zwiebeln), auf weiten Feldern im großen betrieben, bringt bedeutende
Erträge. Das Haarlemer Meer^ im So. der Stadt ist künstlich ausge-
trocknet; auf dem äußerst fruchtbaren, 180 qkni (18 T. Hektar) messenden
Haarlemer Polder wohnen nun 17 T. wohlhabende Menschen. Polder
heißt das durch Absperren des äußeren Wasserzudranges mittels Einpolde-
rung, d. h. Deichbau, dem Wasser abgewonnene Land; wegen der Lage unter
Meeresspiegelhöhe dringt freilich immer wieder Grundwasser im Polder auf,
und der Regen hat keinen natürlichen Abfluß; aber man hebt das Wasser
mittels Windmühlen oder Dampfmaschinen und leitet es in Kanälen durch
torartige Schleusen (Siele) nach außen ab. — In Südtiollaud sw. vom Haar- (Süd-
lemer Polder ist 'Leiden die älteste Stadt der Niederlande, Universität. *j°!Iauö)
Davon sw. ist *Ha«g (eigentlich 'sgravenhage^) die wohlhabende, aber
stille Residenz, wie fast alle holländischen Städte von Grachten durchgittert,
V4 Mill. E.; dicht dabei liegt außerhalb der Düne das Seebad Scheve-
ningen ss-chöseningen^ Vom Haag sö. ist "Rotterdam, über 4 Ht. E.,
bester Seehandelshafen der Niederlande, da bis hierher die Seeschiffe in
den Rhein gelangen können, den die Holländer hier seltsamerweise Maas
nennen, und die Frachten gleich auf die großen Rheindampfer überzuladen
sind. Rotterdam wetteifert daher mit Amsterdam um den Vorrang in
Handel und Industrie (besonders Weberei, Brennerei): Amsterdam hat das
eigentlich kaufmännische Geschäft, die Börse, dazu den Kolonialverkehr,
Rotterdam dagegen den Frachtverkehr der Massengüter; es ist der natur-
gemäße Haupthafen mit Ein- und Ausfuhr nicht nur für Holland, sondern
für das ganze Rheingebiet: Steinkohlen und Fabrikate der Britischen
Inseln, französische Rotweine, überseeische Rohstoffe, vor allem Baumwolle,
Erzeugnisse der Fabriken des deutschen Rheinlandes und der niederländischen
Landwirtschaft; auf großartigen Schiffswerften wird das Flößholz aus
Schwarzwald und Spessart samt dem Holz der skandinavischen Wälder
verzimmert. — In Seeland, dem wasserreichen Lande der Ooster- und (Seeland )
Wester-Schelde, wird schon die flämische Mundart gesprochm, die, wie das
Holländische, das in den Niederlanden als Schriftsprache gilt, zu den platt-
oder niederdeutschen Mundarten gehört. Hier lernten einst die Fläminger
die Kunst, das Land dem Wasser abzuringen, die sie dann als Kolonisten
in den ö. Teil des Norddeutschen Tieflandes brachten. ^ N. vom Ausgang
1 Meer heißt hier Binnensee. Vgl. Steinhuder Meer in Nordwesldeutsch-
land. 2 b. h. des Grafen Hag (buschiges Gehege), ursprünglich ein Jagdschloß
der Grafen von Holland. — » Nach ihnen heißt der Fläming.
Kirchhoff, trdkunde Ii. 18. Aufl. 6