1914 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred, Lampe, Felix
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Vi. Schutzgebiete des Deutschen Reichs.
im Hinterlande den Handelsverkehr vermittelt. Die Inder haben als
Münzeinheit die Rupie [rupi] eingeführt, eine Silbermünze im Werte von
1,«o Mark. In den übrigen Schutzgebieten ist deutsche Münze gültig.
Außer durch arabische Sklavenfänger wurden die eingeborenen Neger
in neuerer Zeit durch nomadische Viehzüchter- und Räubervölker von zwei
Seiten her heimgesucht: Von S. drangen bis über dm Rufiji ein die den
Sulukaffern verwandten Mafiti [maftti], manchen vorher friedlich leben-
den Negerstamm mit in ihr unstetes Freibeuterleben hineinziehend, von
N. aber die Masai ^masäi^, braune Mischlinge von Negern und ostafrika-
nischen Hamiten, die nur in geringer Kopfzahl, jedoch gefürchtet wegen des
grausamen Angriffs mit ihren Stoßlanzen, die weiten Steppen im N.
von Usagara mit ihren Rinderherden bis vor kurzem auf Rinderraub durch-
zogen und früher ihre Raubzüge mitunter bis nach der Küste ausdehnten.
Jetzt sind sie zurückgedrängt.
Viii. Im Jahre der Begründung deutscher Reichs-Kolonien 1884 wurden
Zunächst im Wami- und Kinganigebiet seitens einer deutschen Gesellschaft
l. Be- Hoheitsrechte sowie Grund und Boden von einigen Negerhäuptlingen er-
setzung. korben. Als hieraus ein großes ostafrikanisches Schutzgebiet entstanden
war, erhob sich ein gefährlicher Aufstand der arabischen Sklavenhändler,
die sich ihr einträgliches Gewerbe nicht legen lassen wollten. Major
von Wissmann schlug ihn 1889 nieder mit einer aus Sudanesen und
Sulus gebildeten Schutztruppe, die von deutschen Offizieren geführt wurde;
er wurde wirksam dabei unterstützt von einer Abteilung der deutschen
Kriegsflotte, die die Küste unter ihr Feuer nahm. Seitdem fingen Friede
und Ordnung im Lande zu herrschen an, soweit man es militärisch besetzt
2.Besiede-hat. Neben dem Islam an der Küste sucht das Christentum, evange-
lung. [jjcheg wie katholisches, mit Hilfe einer Anzahl von Missions-
stationen Boden zu finden. Oft sind sie mit Militärstationen
verbunden. Außerdem haben Handlungs- und Pflanzungsgesellschaften
eine Anzahl wirtschaftlicher Stationen begründet, wo mit einigem
Erfolg Kaffee und Baumwolle, mit größerem neuerdings vornehmlich
die Sisalagave und Kautschuk gepflanzt wird. Die'eingeborenen Neger
bauen schon seit alters außer Getreide, Tabak und Baumwolle be-
sonders im fruchtbaren Dschagaland und in Ruanda viel Bananen, ver-
einzelt selbst Kaffee; durch die Araber lernten sie auch Reis und Sesam
bauen, ein in Sw.-Asien heimisches Kraut, dessen Frucht ähnlich unserem
Raps ölreiche Samen liefert.
3.Nutzung. Wie alle unsere äquatorialen Schutzgebiete kann Dentsch-Ostasrika
nur in vereinzelten, höher gelegenen Landstrichen ein Land für deutsche