1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Die Gesteinshülle (Lithosphäre). 13
zählen das Niederrheinische Schiefergebirge, Harz und Thüringer Wald, Fichtelgebirge
und Böhmerwald, Erzgebirge und Riesengebirge usw. Zeichne ein Beispiel von
wagrechten und gestörten Schichten aus der Heimat!
Ursache der Gebirgsbilduug. Die großen Faltengebirge der Erde sind an aus-
gedehnte Senkungsfelder gebunden. Am Rande des Pazifischen Ozeans steigen
die Anden auf, im Norden von Hindostan der Himalaja, nördlich der Po-Ebene
die Alpen usw. Man hat diese Einbrüche mit einer Verkleinerung oder Schrumpfung
der Erdrinde in Zusammenhang gebracht, die als eine Folge des fortwährenden
Wärmeverlustes der Erde an den kalten Weltenraum zu betrachten sei. Die durch
die sortdauernde Abkühlung der Erde bedingte Zusammenziehung der Erdrinde
habe auch starken seitlichen Druck erzeugt, der die Schichten der Erde zur Fal-
tung und Runzelung zwang (S ch r um p sungs- oder Senkungstheorie).
Gebirgsfaltuug und Einbrüche bekunden vielfach
einen ursächlichen Zusammenhang.
Das Einsinken und Emporpressen großer Landmassen und die Auffaltung der
Gebirge erfolgte nicht in plötzlichen, katastrophenarti^en Ereignissen, sondern voll-
zog sich wie die Strandverschiebungen in säkularen Veränderungen^ und wohl auch
in Begleiwng von Bodenerschütterungen und Vulkanausbrüchen.-<
V Vulkanismus und Erdbeben. In Europa bildet die Apenninenhalbinsel ein
ausgedehntes und genau erforschtes Gebiet vulkanischer Tätigkeit. Hier drängen sich
die Feuerberge besonders an der kampanischen Küste hart aneinander. Unter ihnen
tritt der Monte N u o v o, der „Neue Berg", recht deutlich hervor, der 1538
ganz plötzlich sich aus der Ebene erhob, seitdem aber ruht. Solche Vulkane, die das , ,
Erzeugnis eines einmaligen Ausbruches sind, heißen massige oder^h-^"
- m -e-g-e- n e Vulkane.
Einer größeren Anzahl von Ausbrüchen verdankt der V e s u v
seine heutige Gestalt (s. S. 14). Er besteht aus mehreren übereinandergelegten
Decken von vulkanischer Asche, sog. Tuffen, von denen jede das Erzeugnis eines
Ausbruches ist. Diese Lagen werden von mehr oder minder mächtigen Lava-
massen durchbrochen, die meist auf der Seite des Berges ausströmen und sich
dann nach unten wälzen. Man nennt diese Art der Vulkane geschichtete oder
Stratovulkane.
Hieraus ergibt sich für die Bildungsweise der Vulkane der Satz:
Vulkane entstehen durch Anhäufung ausgeworfener Massen
des Erdinnern und sind daher Aufschüttungsberge.
Alte Vulkane. Angenommen, der Vesuv stellte seine eruptive Tätigkeit
von jetzt an dauernd ein, so würden seine Lava- und Aschenmassen schließlich sast
völlig abgetragen werden und der Kern des Berges, der in der Tiefe lang-
fam e rstarrt wäre, müßte zutage treten. Als solche d ur*ch die V e r-
Witterung bloßgelegte Vulkankerne treten uns die Phonolith-
kegel des Schwäbischen Jura (s. S. 15), die Basalt-, Phonolith- und Trachytkegel
(D o m v u l k a n e) der Deutschen Mittelgebirgsschwelle, also der Eisel und der
Rhön, der Vogelsberg u. v. a., entgegen.
M. u. A. Geistbeck, Erdk. f. höhere Mädchenschulen. Vi. 2