1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
24
I. Grundzüge der physischen Geographie.
Die gegenwärtigen Formen der Gesteinshülle.
1. Der senkrechte Aufbau der Erdrinde.
Zusammenfassung und Ergänzung.
\ Nach dem senkrechten Aufbau der Erdrinde unterscheidet man:
1. Flachböden oder Ebenen,
2. Erhebungen und
3. Hohlformen oder Täler.
a) Ebenen. Die Ebenen sind nach ihrer Höhenlage Hochebenen, wozu
man alle mehr als 200 in über dem Meere gelegenen Flachböden rechnet, oder
Tiefebenen, d. h. jene ebenen Teile des Festlandes, die nicht 200 m absolute
Höhe erreichen.
Nur selten liegen Teile der Erdoberfläche tiefer als der Meeresspiegel. Solche
Gebiete heißen E r d f e n k e n oder Depressionen, z. B. das Jordantal.
Entstehung der Flachböden. Die großen Tiefländer der Erde breiten
sich zumeist in der Nähe der Meere aus und stehen auch mit diesen in ursächlichem
Zusammenhange. Sie sind entweder gehobener Meeresboden wie
das Nordeuropäische Tiefland, die Russische Tafel und das Sibirische Tiefland, ferner
der größte Teil der Sahara, oder zugeschüttete Meeresbuchten.
Das Material der Ausfüllung lieferten die Flüffe wie bei der Po-Ebene, der Ganges
Niederung oder die Winde wie bei den Lößlandschaften. Man unterscheidet daher
Anschwemmungsflächen und äolische Aufschüttungen. Flach-
böden wurden außerdem erzeugt durch völlige oder nahezu völlige Abtragung
ehemaliger Gebirge; Beispiele hierfür sind Finnland, Skandinavien, Kanada. Nur
der Faltenbau der Gesteinsschichten verrät hier den einstigen Gebirgscharakter.
d) Erhebungen. Die Gebirge sind nach ihrer Höhe Mittelgebirge
bis zu 2000 m und Hochgebirge über 2000 m. Ihrer Form nach lassen
sich Ketten- und Massengebirge unterscheiden. Kettengebirge haben vor
waltende Längserstreckung und bestehen zumeist aus einer Aneinanderreihung
paralleler Gebirgskämme, z. B. die Anden, die Alpen. Die dichtgescharten Höhen
der M a s s e n g e b i r g e hingegen lassen keine bestimmte Gruppierung erkennen,
z. B. der Harz.
Ihrer Entstehung nach sind die Gebirge:
1. Faltengebirge; Ursache derselben sind die Zusammenschrumpfung
der Erde und die damit zusammenhängende Faltung und Runzelung der Erdrinde
(siehe S. 11). Beispiele: Schweizer Jura, die Alpen, der Himalaja, die Anden.
2. H o r st g e b i r g e (siehe S. Ii).- K
3. Ausbruchsgebirge; hierher gehören die Gebirge Vulkanischer Natur,
z. B. die Rhön, der Vogelsberg, das Hochland der Auvergne.
Ihren eigentlichen landschaftlichen Charakter bekommen die Gebirge erst durch
die Erosion. Manche Flachböden sind erst durch Erosionswirkungen zu Ge-
birgen geworden, so z. B. die Sächsische Schweiz.
e) Hohlformen (Täler). Ihrer Richtung nach sind die Täler Längs-
t ä l e r, welche in der Streichungsrichtung des Gebirges verlaufen, z. B. das Rhone-
tal im Wallis, das Vorderrheintal, oder Q u e r t ä l e r, welche die Streichrichtung
des Gebirges durchschneiden, z. B. die Täler der Reuß, des Tessin.