1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Die Gestemshülle (Lithosphäre). 25
Der Entstehung nach unterscheidet man die Täler in 1. ursprüng-
l i ch e, d. h. Hohlformen, die lediglich durch den Bau des Bodens bedingt sind,
z B. die Muldentäler des Schweizer Jura, die großen Längstäler der Alpen, 2. E r o-
s i o n s t ä l e t; sie sind erst im Laufe der Zeit ausgehöhlt worden, vor allem durch
die Tätigkeit des fließenden Wassers. ^
2. Die wagrechte Gliederung des Landes.
Unter wagrechter (horizontaler) Gliederung eines Erdteils versteht man das
Verhältnis seiner Halbinsel- und Jnselflächen zu seinem Rumpf. In dieser Hin-
sicht sind die nordäquatorialen Erdteile den südäquatorialen weit überlegen; erstere
zeigen eine viel stärkere Gliederung als letztere. Die reichste Gliederung befitzt Europa,
die geringste haben Afrika und Südamerika.
Die Inseln. Viele Inseln und Inselgruppen liegen ganz in der Nähe der Kon-
tinente und teilen mit diesen die Gesteins- und Bodenbeschaffenheit, die Pflanzen-,
Tier- und Menschenwelt, so die Britischen Inseln, die holländischen und deutschen
Jnselreihen, der Dänische Archipel, Sizilien, der Griechische Archipel, die Sunda-
Inseln, der Australische Jnselgürtel u. a. Diese Inseln erweisen sich als abgesprengte
Festlandsteile und man bezeichnet sie daher als Abgliederungsinseln,
auch Küsten- oder Gestade-Inseln. Sie verdanken ihre Entstehung zu-
meist einer Senkung des Bodens.
Andere Eilande, meist von viel geringerem Umfange als die eben erwähnten
und von völlig anderem Aussehen, erfüllen bald in langgezogenen Reihen bald
in ganzen Schwärmen, selten nur vereinzelt die weiten Wasserflächen der Ozeane;
man nennt sie daher mit Recht ozeanische Inseln. Die einen davon ragen
als hohe Kegelberge, den Schiffern weithin als Wahrzeichen dienend, über den
Spiegel des Meeres empor und tragen mitunter noch tätige Feuerberge, wie die
Insel Island mit dem Hekla, 1550 in, der ostasiatische Jnselsaum, die Hawaii-
Inseln mit dem über 4000 m hohen Mauna-Loa, endlich viele der Westindischen
Inseln. — Die andere Gruppe der ozeanischen Inseln ist völlig flach, es sind Bauten
der Korallentiere und man bezeichnet sie als K o r a l l e n i n s e l n. Zu diesen
zählen aus dem deutschen Südseebesitz: die Karolinen nebst den Palau-Jnseln mit
Ausnahme der Eilande Jap und Ponape und die Marshall-Jnseln, von denen die
wichtigste Jaluit ist. Die Korallenbauten kommen nur in den warmen
Tropenmeeren vor und finden sich hier in dreifacher Form: als Küstenriffe
unmittelbar am Küstensaum, als W a l l r i s s e in einiger Entfernung von der Küste
und als Atolle, mitten aus der Tiefe aufsteigend und in ringförmiger Bildung
(siehe auch S. 9).
Eine dritte Art von Inseln stellen Ceylon und Madagaskar dar. Diese liegen
zwar in der Nähe von Kontinenten, aber weder ihre Natur noch ihre ursprüngliche
Lebewelt weist Beziehungen zu diesen auf. Diese Inseln gelten als Teile unterge-
sunkener Festländer; man nennt sie R e st i n s e l n.
Die Halbinseln. Von diesen bildeten einige in früheren Zeiten der Erdgeschichte
Inseln, die dann infolge von säkularen Hebungen oder durch die Anschwemmungen
der Flüsse landfest wurden, so Skandinavien und Finnland, die Krim, Vorderindien.
Durch Abgliederung vom Festlandskörper und zwar durch die zerstörende Kraft des
Meeres erhielt Neu-Schottland seinen Halbinselcharakter. *