Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die außereuropäischen Erdteile, Die Ozeane und ihre Bedeutung im Völkerleben - S. 11

1912 - München : Oldenbourg
Vorderasien. 11 Mesopotamien, das Land des Paradieses, in der Vergangenheit und in der Zukunft. Von zwei herrlichen Strömen geboren und umschlossen, glich das babylonische Alluvialland im Altertum einem Treibhause von beispielloser Fruchtbarkeit. Überreich an Sesam und Obst aller Art, bildete das Land auch eine unerschöpfliche Kornkammer und einen Palmenwald zugleich bis hinab an das Gestade des Persischen Meeres. Um aber die Niederlassungen und Pflanzungen vor den alljährlichen Hochfluten des Euphrat und Tigris zu schützen, waren die Ansiedler vom ersten Anfang an zur Erbauung von Dämmen und Anlegung von Kanälen genötigt und diese Kanäle verteilten nicht allein das Hochwasser der beiden Ströme und führten das befruchtende Naß den von der Überschwemmung nicht berührten Landesteilen zu, sondern sie boten sich auch von selbst dar um den Verkehr von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf zu vermitteln. Babylonien war das Holland des Altertums. Wenn es nun zur Wüste geworden ist, so trifft weder die osmanifche Regierung noch die dortige Bevölkerung ein Vorwurf; denn der Verfall des Landes begann schon Jahrhunderte vor der osmanischen Herrschaft, die Türkei überkam nur ein trauriges Erbe. Wenn heutzutage noch Palmenhaine die Ufer der Flüsse begleiten, die Reiskultur an manchen Orten blüht; wenn die Kanäle da und dort noch in tadellosem Zustande sich befinden und fleißige Hände in dem künstlich bewässerten Boden Baumwolle und Feigenbäume, Weinreben und'granatäpfel, Melonen, Gurken und Zwiebeln anbauen: so beweist dies, daß in dem vereinsamten, spärlich bevölkerten Lande immer noch kulturelles Leben glimmt. Allerdings gleicht das babylonische Land heute einem abgehärmten Antlitz, über das zwei Tränenströme fließen. Aber die unverwüstliche Fruchtbarkeit des Bodens besteht fort; man sagt, daß ein weggeworfener Dattelkern auch nur bei einiger Feuchtigkeit binnen 3 Jahren zu einer 5 in hohen fruchttragenden Palme erwächst. Und dieser Wundergarten, dieses Paradies soll wiedererstehen und zwar durch deutschen Unternehmungsgeist und deutsches Kapital. Wie Rußland in Turkestau in nur 15 Iahten ein Hauptgebiet des Baumwollbaues geschaffen hat mit einer jährlichen Produktion im Werte von 150 Mill. M., wie England in einer ähnlich kurzen Zeit in Ägypten gleich Großes erreicht hat, so soll nun auch längs der Bagdadbahn ein neues Kulturgebiet erstehen. Boden und Klima sagen hier von alters her der B a u m -wollen st aude gut zu und das anbaufähige Land ist größer als ganz Italien. Unterhalb Mosnl ist das Land von der Natur zum Reisbau bestimmt. Kleinasien, Nordsyrien, Mesopotamien könnten zusammen mindestens soviel Getreide ausführen wie heute ganz Rußland, sobald die wirtschaftlichen Wirkungen der Bahn aus den Höhepunkt gelangt sind. Ein weiterer Reichtum des Gebietes am Tigris und Euphrat besteht in den Erd olqnellen und brennbaren Gasen, deren Mannhaftigkeit jene von Baku übertrifft. Das Land, das heute knapp 11/2 Mill. Menschen ernährt, kann 20 Mill. Menschen aufnehmen und zu einem wichtigen Absatzgebiete deutscher Jndustrieerzeugnisse werden, wenn es sich auch wegen seiner klimatischen und sonstigen Verhältnisse nicht als Kolonisation^ gebiet sm den deutschen Landwirt eignet. Die Bagdadbahn wird ferner eine Hochstraße dev Schnellverkehrs nach Indien und sie bedeutet schließlich auch eine wirtschaftliche, politische um militärische Stärkung der Türkei gegen ihre Feinde, die sich schon als Erben tür-khchen Besitzes betrachten. (Nach Fried r. Delitzsch und Paul R 0 h r 6 a ch.) d&J * * rj Ausblick. Das gewaltige Küstengebiet zwischen Vorderindien und Ägypten strebt fen glaub mehr und mehr in seine Gewalt zu bringen um dadurch setnen rteftgen asiatischen und afrikanischen Besitz zusammenzuschließen und zu sichern. Unbequem ist England Deutschlands Kulturarbeit in Mesopotamien; daher dessen langer Wider- ®eutw,onb 6efonbet8«' ,.Y, Kleinasien, Syrien, Mesopotamien und Teile von Armenien und Arabien bilden zusammen die Asiatische Türkei. M. u.a. ©eift&ecf, Erdkunde f. d. höh. Mädchenschulen in Bayern. Iv. T. 2
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer