1882 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 16. Die afrikanischen Länder.
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Frachten dahin zu befördern sind; neben europäischen Fabrikaten bringt man auf
diesen Markt das Salz der Wüste, welches dem Sudan fehlt und daher Jahrhnn-
derte lang hier mit Gold aufgewogen wurde (noch kurz vor Entdeckung der südame-
rikanischen Goldläuder lieferte Hochsudan das meiste Gold); wichtige Marktwaare
auch die Guru- (getrocknet: Kola-) Nüsse, ähnlich unfern Kastanien und durch den
Kaffeestosf ihres rosaroten Innern weit und breit in Jnnerafrika den Kaffee ersetzend.
In den Hanssa-Staaten zwischen Niger und Biuue fertigt man die besten leder-
nen Wasserschläuche, den Wüsten-Karawanen unentbehrlich.
2. Flach-Sudan. ,W. vom Tsade der Staat Bornn, dessen Sultan in
Kn k a residiert, der größten^Handelsstadt Flach - Sudans, weil sie durch die bequemste
aller Karawanenstraßen, die von der Syrtenküste her, zunächst erreicht wird. Den
Schari entlang Bagirmi [bagirmi], dessen Herrscher bisweilen noch die scheuslich-
steu Sklavenjagden gegen die nicht moslimischen Stämme im ferneren S. unternimmt.
Weiter o. vom Tsade folgen Wadai [toadät], von wo Elfenbein und Straußen-
fedem, aber heimlich auch uoch Sklaven bis an die N.-Küste und nach Ägypten
verhandelt werden, endlich Dar> For [for] und Kordofan [kordofäns, die schon
zum ägyptischen Reich gehören.
5. Die Sahara, die größte Wüste der Erde, in ihrem O. (der
sogenannten libyschen Wüste) gewöhnlich nur bis gegen den Nil hin
gerechnet. Mit ebenen, stein- oder sandbedeckten Gegenden wechseln
lange Parallelfalten von Dünenkämmen2 und wirkliche, meist düster,
fast schwarz aussehende Felsengebirge. Die sehr seltenen Regen
und der Frühtau laugen Salzteile aus dem Boden und scheiden sie
beim Verdunsten aus; daher der den Kamelen erwünschte Salzgehalt
der Dornsträuche und saftarmen Kräuter. Teils das spärliche atmo-
sphärische Wasser, teils die von außen her (namentlich vom Atlas) sich
in die Wüste verlierenden Flüsse sickern unterirdisch auf Thonlagen
weiter und ergeben in den tiefsten Teilen der Wüste entweder Quellen
oder (durch künstlichen Aufschluß) Brunnen. An diesen die Oasen 3,
weil bei künstlicher Bewässerung der Boden Datteln, Getreide, selbst
Wein und Südfrüchte trägt. Manche Oasen liegen unter dem Meeres-
spiegel 4, da es an Wasser gebricht sie zu Binnenseeen aufzufüllen. Mit
Hilfe des Kamels gelangt man von Oase zu Oase, weil dasselbe auch
bei größter Hitze Tage lang das Wasser entbehren kann. Die Bewohner
gehören, abgesehen von eingedrungenen Araberstämmen, ebenso wie
diejenigen der Länder ö. und n. der Sahara zu dem hamitischen
(oder nordafrikanischen) Zweig der mittelländischen Rasse.
Wo das Mittelmeer (im Syrten-Busen) am tiefsten einschneidet, der Weg
von der N.-Küste nach dem Sudan also am fiirzesten ist, liegt s. der Syrten die
quellenreichste Landschaft der Sahara, Fessan [feffau], durch welche deshalb die
meisten Karawanen ziehen; Hauptstadt Mursuk, gegen 4 T. E. Alle diese Oasen-
städtchen klein und von Lehmmauer umgeben, da man sich gegen räuberische Über-
fälle wie iu allen Wüsten (bei der Armut der Wüsteubewohuer und der Leichtigkeit
1) Dar heißt im Arabischen Land.
2) Dünen nennt man sonst nur die am Meeresufer durch den Wind anfge-
worfenen Sandhügelketten.
3) d. h. im Altägyptischen Wohnstätte oder Rastort.
4) „Depressionen" d. h. Senken nennt man solche Eintiefnngcn des Landes
unter den Meeresspiegel.
Kirchhofs, Schulgeographie. 5