1882 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Vii. Mitteleuropa.
tärzeit bedeckt, mit sehr gleichmäßigem Flußablauf gen N. oder Nw.
und so geringem Gefälle, daß hier vielfach Windmühlen die Wasser-
mühlen ersetzen müssen.
Der größere Teil des s. Mitteleuropa gehört zum Gebiet süd-
europäischer Meere: zu dem des mittelländischen (durch Rhone, Ticino
und Etsch), hauptsächlich aber des schwarzen Meeres (durch die Donau),
Alles Übrige ist Nord- und Ostseegebiet, entsprechend der Hauptab-
dachung nach N. Der Rhein durchströmt alle vier Hauptglieder
Mitteleuropas, die übrigen Ströme entspringen fast alle erst im Mittel-
gebirgsland, die Weichsel gehört Deutschland nur in ihrem Unterlauf
an. Deshalb sind der N. und S. Mitteleuropas viel inniger im W.
verbunden (durch den Rhein) als im O.
Die Seeen begegnen am häufigsten am Ausgang der Alpen-
thäler, in der voralpinen Hochfläche und im ostelbischen Teil der
n. Tiefebene, am seltensten im Mittelgebirgsland, wo sie bei dem
hohen Alter des Bodenbestandes vielfach von den Flüssen allmählich
zugeschwemmt wurden.
Das Klima Mitteleuropas ist durch seine Mäßigkeit aus-
gezeichnet. Die Alpen schützen vor den dürren Sommern Südeuropas,
die westlichere Lage an einem Teil des Oceans schützt vor den langen
harten Wintern Osteuropas. Wir erfreuen uns der Lenzeswonne nach
erfrischendem Winter, wie kein Volk des kahlen oder immergrünen
Südens, eines warmen Sommers' mit befruchtenden Regengüssen,
eines Herbstes, in welchem man Wein erntet.
Die Wärme mindert sich nicht von S. nach N., sondern von
Sw. nach No. Die Sommerwärme erreicht nämlich ziemlich gleich-
mäßig (im Julimittel) 18 — 20°, nur der Nw. ist nicht so wolkenfrei
und sommerheiß wegen der im Sommer kühlenden Nähe der Nordsee;
deshalb geht die Polargrenze des Weinbaus von Brüssel ostwärts
über den Rhein und hebt sich erst im ö. Norddeutschland, wo sie in
der Provinz Posen bei 52^-° ihre höchste Nördlichkeit auf Erden erreicht.
Aber im Winter bewirken alle vom atlantischen Ocean her wehenden
Winde milde Temperatur in unserem Südwesten, während jeder
aus No., also aus Rußland kommende Wind die Wärme um mehrere
Grade herabdrückt; zu unserem Glück herrschen gerade im Winter die
oceanischen Sw.-Winde besonders vor, weil dann die Luft von der
Gegend hohen Luftdrucks bei den Azoren nach derjenigen starker
winterlicher Luftauflockerung bei Island drängt und hierbei gesetzmäßig
rechts ablenkt.* Außerdem bleibt die Nordsee im Winter meist über
1) Zwar ist bei Island die Luft natürlich kälter als bei den Azoren, aber
nicht nur durch Kälte wird die Lust dichter, also schwerer, sondern auch durch
Zusammendrängen der Luftteilchen, wie sie um die Azoren her durch den Zusammen-
stoß äquatorialer und polarer Luftströmung verursacht wird (vergl. S. 36).