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1882 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 30. Die Mittel- und Gstalxen.
151
durch Napoleon I. 1805. Der sogenannte „deutsche Bund" (seit 1815)
war eine schattenhafte Erneuerung des deutschen Reichs durch eine
lose Verbindung von zuletzt noch 33 Staaten in dem ungefähren Grenz-
umfang des früheren (verkleinerten) Reichs. Durch den Krieg von 1866
hörte der deutsche Bund auf zu bestehen, der österreichische Kaiserstaat
trennte sich von den übrigen Staaten des bisherigen Bundes, welche
mitten in dem ruhmvollen Verteidigungskrieg gegen Frankreich
1871 den König von Preußen zum Erbkaiser des deutschen Reiches
ausriefen. Auf dieses neue Reich als die Hauptmasse Mitteleuropas
ist seitdem der Name Deutschland (im politischen Sinn) beschränkt
worden.
Aber außer der Erinnerung an eine wenigstens zweitausend-
jährige gemeinsame Geschichte auf mitteleuropäischem Boden verbindet
deutsche Sprache, deutsche Kunst und Wissenschaft zumal das deutsche
Reich mit dem deutschen W. Österreichs sowie mit der Schweiz, und
die sich gleich gebliebene Landesnatur vereinigt auch heute noch die
beiden dem Deutschtum am meisten entfremdeten Nordsee-Königreiche
am Unterlauf von Rhein und Maas mit den anderen Staatsgebieten
Mitteleuropas zu einer natürlich geschlossenen Staatengruppe. Das
von Gebirgen durchgitterte Herzland Europas hat wie die Balkan-
Halbinsel nie ihre Bewohner völlig eins werden lassen in Sprache
und Sitte, Staat und Kirche*. Die S.-Halste ist überwiegend katho-
lisch, die N.-Hälfte überwiegend protestantisch. Nur an den beiden Küsten-
zügen des N. (wo sich der Seehund tummelt) vermochte sich Seeschiffahrt
und Seehandel in größerem Umfang zu entfalten; die in der N.-Hälfte
des Mittelgebirgslandes dem Boden eingelagerten Schätze an Eisenerz
und Steinkohle, auch an Kupfer und Zink beförderten in unserem
Jahrhundert den mächtigen Aufschwung der belgischen und norddeut-
scheu Industrie, wodurch hauptsächlich der N. Mitteleuropas seine
Bevölkerung so stark verdichtete und so viele Städte daselbst Großstädte
wurden; die kleinere S.- Hälfte Mitteleuropas blieb den altertümlichen
Beschäftigungen mit Ackerbau und Viehzucht treuer, indessen, obgleich
sie dem Weltmeer fern liegt und nicht mehr wie im Mittelalter die
wichtigsten Welthandelsstraßen vom Mittelmeer über die Alpen hier-
hin führen, ist dennoch durch regen Gewerbfleiß der Wert des Arbeits-
gewinns von Feld, Garten und Weide erhöht worden. Handel und
Industrie Mitteleuropas werden in unserem Erdteil nur von Eng-
land übertroffen, Ernteertrag und Viehstand nur wenig vom russischen.
Ohne Meeres- oder Gebirgsschutz gegen die zwei heermächtigen Staaten
Frankreich und Rußland muß hier das Volk gut und stark bleiben
um seiner Erhaltung willen.
1) Ehe die letzten Heiden (in Ostpreußen) zum Christentum bekehrt waren,
erfolgte die Kirchentrennung.