1882 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 32. Südhälfte des Mittelgebirgslandes,
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Die Lücke an der W. - Ecke zwischen Erzgebirge und Böhmer
Wald ist durch das Fichtelgebirge nicht völlig geschlossen; letzteres,
nach seinen Fichtenwäldern benannt, erhebt sich auf schon 600™ hohem
Sockel zu abgerundeten granitischen Kämmen in Hufeisenform mit
Öffnung gen No. und den höchsten Kuppen im Sw. (Schneeberg,
1100ra). Der Böhmer Wald (auf seiner Donau-Abdachung bai-
rischer Wald genannt), nur durch jenen Höhensockel mit dem Fichtel-
gebirge vereint, erstreckt sich nach So., trägt prächtige Waldung von
Buchen, Edeltannen, Fichten und besteht wie der größte Teil Böhmens
überhaupt aus Granit und den ihm nächstverwandten Felsarten
<Gneis und Glimmerschiefer); im Nw. mehr eine plateauförmige
Masse, erhebt sich sein Kamm jenfeit des Tauser Passes zu
einem schärferen und höheren Grat (Gipfel über die Waldgrenze
reichend, großer Arber 1500™), begleitet dann als Doppelkamm
das Längsthal der sö. verlaufenden Moldau und verliert sich in den
südböhmischen Hochflächen. Das Innere Böhmens senkt sich in zwei
breiten, welligen Plateaustufen zum tiefer liegenden N. ab; die spitz-
winklig nach N. umknickende Moldau durchzieht diese Plateaustusen
And nimmt auf jeder einen ö. Zufluß (von der mährischen Landhöhe)
und einen w. (vom Böhmer Wald) auf. Die Elbe, in einem gen
Nw. offnen Hufeisenbogen vom Riesengebirge, dem höchsten Teil des
Sudetensystems, kommend, nimmt abwärts von Prag die Moldau, dann
die Eger (vom Fichtelgebirge) auf und hat sich durch das niedrigere
Elbsandsteingebirge, gleichsam eine Krönung des ungleichseitigen böh-
mischen Giebeldachs von Erzgebirge und Sudeten, gen N. ein enges
Thal ausgewetzt, in welchem alles Flußmasser den böhmischen Gebirgs-
kessel verläßt. Im Thal der Eger weisen Basalt-Höhen und Thermen
auf frühere vulkanische Thätigkeit; abwärts der Egermündung durch-
schneidet die Elbe das basaltische Mittelgebirge (im W. die höchste
der Kegelkuppeu, der Milleschauer, 800™).
Wie Böhmen nur gen N., wässert Mähren (d. h. das March-
land) nur gen S. ab. Die March entspringt auf den Sudeten und
dnrchsließt in einem flachen, westwärts geöffneten Bogen das mährische
Hügelland; kurz vor ihrem Übertritt nach Niederösterreich empfängt
sie noch von W. die Thaya [tat®], der von N. die Zwitawa [frottaroa]1
zukommt. Die Wasserscheide des March- und Odergebiets liegt an
der schmalen Lücke zwischen Sudeten- und Karpatensystem nur 300 m hoch.
Böhmen (d. h. Bojenheim) bewahrt in seinem Namen noch die
Erinnerung an seine ältesten uns bekannten Bewohner, die keltischen
Bojer. Um den Anfang unserer Zeitrechnung waren die Kelten aber
bereits durch die Deutschen gen S. über die Donau verdrängt, und
die Markmannen gründeten in Böhmen ein machtvolles Königreich.
1) Awa (verwandt mit Ache und lat. aqua) heißt im Slawischen fließendes
Gewässer.