1908 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 21. Iberische Halbinsel.
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werden, ähnlich wie in Marokko; das Land ist finanziell von England ganz abhängig.
Durch den englischen Handel mitbedingt, herrscht Teegenuß vor? die Ausfuhr besteht
vor allem in Wein, besonders nach England, daneben in der Rinde der Korkeiche zu
den Flaschenkorken. Der Portugiese haßt den Spanier, so nahe er ihm verwandt ist;
das Portugiesische ist nur wenig vom Spanischen unterschieden. Die Flüsse Portugals
kommen zwar alle aus Spanien, fangen aber erst in Portugal an befahrbar zu
werden, verbinden also die beiden Staaten kaum. In Volkszahl und Weinertrag ist
das so ausschließlich litorale' Portugal doch 1/5 der ganzen Halbinsel, dem Areal nach
nur 1/6. Die beiden einzigen Großstädte liegen als große Handelsplätze an den beiden
wichtigsten Flußmündungen: ^Lissabon an der seeartigen Verbreiterung des Tajo
(portugiesisch Tejo [tescho]) vor seiner Ausmündung, mit über 3 Ht. E., * Porto2
an der Mündung des Duerp (portugiesisch Douro [doiro]); es ist der Ausfuhrort
des feurigen Portweins. & J
Ii. Spanien ist fast so groß wie das Deutsche Reich, aber besitzt noch nicht Ii. Spanien.
78 der deutschen Bevölkerung und nicht die seiner Raumgröße und seinem einstigen
Ruhm entsprechende Macht; doch ist das Land etwas industrieller und besser angebaut
als Portugal, wenigstens im S., soweit die Gebirgsbäche reichlichere Wassermengen
für die Berieselung darbieten, die öfters nach arabischem Vorbild eingerichtet ist, so
daß gartengleiche Fruchtgefilde entstehen. In den „Huertas" vou Valencia sichert ein
Wasserrecht jedem zur Wassergenossenschaft gehörenden Grundbesitzer eine bestimmte
Menge Nieselwasser, und ähnlich sind bei Granada die Vega [Wega] eingerichtet.
Hauptausfuhr sind neben Wein und Ll Metalle, namentlich Blei, wovon reichlich in
den Gruben am S.- Abhang der Sierra Nevada gewonnen wird. An die alte Ver-
knüpfung mit dem tropischen Amerika gemahnt die Schokolade als Nationalgetränk
und das viele Zigarren- und Zigaretten-Rauchen; durch die Spanier kam die alte
Jndianersitte des Tabakrauchens nach Europa.
1. Die Nordküste, wo man Apfelwein statt Traubenwein gewinnt, hat nur
kleine Städte, aber eine körperlich tüchtige, redliche und fleißige Bevölkerung; manche
wandern aus ihrer oft kargen Bergheimat zeitweise nach den großen Städten im S.
auf Verdienst aus, so die Gallegos sgaljegosj, d. h. die Bewohner Galiziens, als
Wasserträger. Im O. schließen sich an das W.-Ende der Pyrenäen die baskischen
Provinzen an, darunter Biseaya oder Vizcaya [wißfrua], nach der der Meerbuseu
heißt; die Basken [tüdekm] sind die von Vermischung mit Fremden reiner gebliebenen
Nachkommen der Iberer, nach denen man die Halbinsel nennt; sie sind nicht wie die
übrigen Bewohner der Halbinsel romanisiert und reden noch heute ihre uralte Basken-
Sprache; sie trieben von ihrer Küste aus zuerst in Europa beherzt den Walsischfang,
dem jetzt fast nur noch die Bewohner des No. der nordamerikanisck>en Union und die
Norweger im großen obliegen, f )
2. Kastilien ist das Kernland der spanischen Monarchie, an das sich die an-
deren ^.eile des Staates erst allmählich angliederten. Hier lebt der echte Spanier, stolz,
ritterlich und genügsam, aber anstrengender Arbeit abgeneigt, ein leidenschaftlicher
Freund der Stierkämpfe, die überhaupt in Spanien die beliebtesten Schauspiele sind;
hier ist auch die spanische Literatursprache entstanden, die darum in Spanien allein
das Kastilianische genannt wird. ^Madrid, die Mittelpunktsstadt der Halbinsel,
* d. h. der Küstenzone (Utus) angehörig. — 2 d. h. im Portugiesischen Hasen
(lat. portus).