1908 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 31. Mitteleuropäische Alpen.
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vom großen Weltverkehr hat in Sitte und Sprache viel Altertümliches
bewahrt, und zwar in bunter Mannigfaltigkeit (namentlich der Trachten)
zufolge der Zersplitterung der Alpenbewohner in viele, oft durch hohe
Gebirgsmaffen voneinander getrennte Tallandschaften. Klimatisch bedingt
ist das Alpenhaus, das man zu einseitig meist „Schweizerhaus" nennt;
?s ist ein bräunlich Verwitteruder Holzbau, der auch nach starkem Alpen-
regen rasch trocknet, mit Galerieumgängen unter dem weit vorragenden
Dach zum Trocknen eingeregneter Gegenstände im Freien; das Dach ist nur
wenig schräg, um die Steine zu halten, die es beschweren, damit es nicht
vom Sturme fortgerissen wird. — Die Deutschen sind erst seit der Völker-
wauderung s. über die Donau vorgedrungen und haben seitdem den
weitaus größten Teil der Alpen inne.
1. Schweizer Alpen.
Die Schweizer Alpen sind durch ihre erhabenen Gebirgsformen, ihre
großartigen Gletscher und lieblichen Seespiegel das beliebteste Reiseziel der
Vergnügungsreisenden geworden.
Eine wichtige Tallinie halbiert die Schweizer Alpen in ihrer Längs- Gliederun
richtuug von Wsw. nach Ono., nämlich die. in welcher die Rhone bis zu
ihrem rechtwinkligen Knie und der entgegengesetzt fließende Rhein bis zu
seinem stumpfwinkligen Knie verläuft. Die Alpenmassen nnw. von dieser
Talfurche bestehen vorzugsweise aus Kalkgestein, die ssö. von ihr nur
aus kristallinischem Urgesteins zwischen den beiden entgegengesetzten Ab-
dachuugen des Rhone- und Rheintals erhebt sich die unebene Plattenhöhe
des St. Gotthard zu mäßigerer Höhe als alle umgebenden Gebirgsmassen
(Paßhöhe 2100 in) und verbindet die nnw. Hälfte der Schweizer Alpen
mit der ssö. in ihrer Mitte.
Die beiden Hälften haben ihre gewaltigsten Erhebungen in der Um-
gebung der Rhone, a. Im S. zieht, von der Montblanc-Gruppe aus oft-
wärts gerichtet, die Riesenmauer der Penninischen Alpen, die in der
Gruppe des Monte Rosa die höchste Gipfelhöhe Mitteleuropas (4600 m)
erreichen, b. Auf dem r. Rhoneufer verlaufen, jenen parallel, die Berner
Alpen mit der Jungfrau, dem Finsteraarhorn und anderen auch
über 4000 m hohen Gipfeln, ebenfalls aus Urgestein, an das sich aber
unmittelbar die Kalkmassen der Nordalpen anpressen, c. Ähnlich, aber
nicht ganz so hoch, erhebt sich um das Tal des am St. Gotthard ent-
springenden Rheins (des Vorderrheins) n. die Tödi-, s. die Adula-
1 Vergl. S. 151 Anm. 1.