1908 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
222 Vii. Mitteleuropa.
b) Mittel-
franken.
c) Unter-
franken.
u
Sockelhöhe des Fichtelgebirges hernm nach Böhmen, Regensburg und den Main hin-
ab. Wunsiedel mitten im Hufeisen des Fichtelgebirqes, gehört bereits dem Eger-
gebiet an. Kulmbach ist eine Bierbraustadt am Weißen Main, vor dessen Zusammen-
fluß mit dem Roten. An diesem die Hst. Bayreuth, einst ein Fürstensitz, jetzt stille
Kleinstadt, nur zeitweilig durch Fremdenzufluß aus Aulaß der Wagnerfestspiele belebt.
Bamberg war bis ins 19. Jahrhundert Sitz eines Fürstbischofs, wo oberhalb der
Regnitzmündung in fruchtbarer, aumutiger Umgebung starker Hopfenbau blüht, der die
Landschaft ähnlich wie Weinberge schmückt.
b) Mittelfranken ist neben Oberfranken die wichtigste Hopsenbaulandschaft
Deutschlauds. Hst. Ansbach an der Rezat, wo sie noch der Altmühl parallel sö.
fließt, war auch einst Residenz Oberhalb des Taubers liegt anmutig in den alten
Mauern, mit engen Straßen und malerischen Giebelhäusern Rothenburg abseits der
großen Verkehrsstraßen, daher wenig berührt von der Neuzeit, eiu vergessener Rest
altdeutschen Stadtlebens. Unweit des Eintritts der Altmühl in den Fränkischen Jura
dienen die großen Steinbrüche von Solnhoseu mit ihren hellgelblichen Kalkplatten der
Lithographie der ganzen Welt. An der Pegnitz, ehe sie «von O.) in die Regnitz
mündet, erwuchs ^Nürnberg, einst freie Reichsstadt mit kaiserlicher Burg, wo die
Hoheuzollern einst Burggrafen waren, zu eiuer der vornehmsten Gewerbe- und Han-
delsstädte unseres Mittelalters, da die geringe Fruchtbarkeit der sandigen, von weiten
Kiefernwäldern bedeckten Umgegend auf Gewerbefleiß dräugte und die Mittellage
zwischen N. und S., O. und W. des alten Reichs den Handel begünstigte. Das an-
geregte Leben ließ hier tüchtige Künstler (Dürer, Sachs) und Gelehrte (Behaim) er-
stehen; dabei besaß die Stadt 1450 doch nur 20 T. E.; aber selbst die größten mittel-
alterlichen Städte waren gegenüber den gegenwärtigen deutschen Großstädten klein, weil
Mitteleuropa damals überhaupt noch volkärmer war und die Bevölkerung zu einem ge-
ringeren Teil als jetzt in den Städten wohnte. Noch jetzt zeigt Nürnberg recht altertüm-
liche Bauart, die Häuser mit der Giebelseite nach der Straße, viele Erker, schöne Kirchen
gotischen Stils, und ein Germanisches Museum beherbergt wertvolle Musterstücke
des deutschen Kunstgewerbes früherer Zeiten; auch jetzt blüht wieder Industrie (Spiel-
sacheu, Messingwaren, Nadeln, Bleistifte, Spiegel, Taschenuhren, die, weil sie hier
erfuudeu, anfangs Nürnberger Eier hießen), so daß der moderne Großbetrieb einen
starken Gegensatz zum altertümlichen Stadtbild abgiebt. An der Pegnitzmündung mit
ähnlich blühender Industrie das ganz modern gebante 'Fürth, das einst infolge der
Austreibung der Juden aus dem Nürnberger Stadtgebiet emporkam, daher noch jetzt
zahlreiche Juden enthält. Abwärts von Fürth Erlangen >erlangenj, Universität.
c) Unterfranken am mittleren Main, wo an den sonnigen Talhängeu der Wein-
bau den Hopfenbau ablöst. Am Anfang des Main-^V Schweinfnrt mit Farben-
indnstrie (Schweinfurter Grün), davon nw. Kissingen, Badeort an der Fränkischen
Saale, die bei Gemünden mündet, sw. die Hst. 'Würzburg, bis ins 19. Jahr-
hundert Residenz eines Fürstbischofs, Universität «hier die besten Mainweine: Leisten-
undsteinwein). Aschaffenburg beiin^Uustritt des Mains in die Oberrheinische
Tiefebene beherbergt eine Forstakademie; das schöne Renaissance-Schloß erinnert daran,
daß der Ort einst eine Residenz des Mainzer Erzbischofs war. Im O. dehnt sich der
Spessart mit noch weiten Waldungen, deren Stämme auf dem Main und Rhein bis
Holland verflößt werden, aber ohne Städte. Die armen Spessarter nähren sich meist
von Kartoffeln.