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1908 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Kirchhoff, Alfred
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Vii. Mitteleuropa.
in das Hollandsch Diep.1 Der schwächere r. Teilarm des Rheins gibt
gen N. die Jjsel [eifeel] in den So. der Südersee ab und wird weiter
w. die Lek [Itf] genannt. Rhein-Lek und Waal umschließen die lang
von O. nach W. gedehnte Insel Betuwe [betihve], vereinigen sich w.
von ihr unweit von Rotterdam in mehrfachen Gabelungen miteinander
und heißen bei ihrer gemeinsamen Mündung Maas, obwohl sie beide
fast ausschließlich Rheinwasser enthalten. Die Schelde entspringt am
So.-Ende der Flandrischen Grenzhöhe unfern der Sambre, fließt gen
N. über die belgische Grenze, wendet sich dann nach Aufnahme der
Lyß [ltß] (l.) nach No. und lenkt zuletzt rechtwinklig zu einer sich see-
artig verbreiternden Mündung um zur Wester-Schelde, einem nur vou
Brackwasser überzogenen Meeresarme, der jetzt von dem nördlich benach-
barten Meeresarm der Ooster softer^-Schelde künstlich abgesperrt ist.
Das Süßwasser des Flusses fließt zunächst über dem schweren Salz-
wasser des Meeres aus, mengt sich dann aber mit dem letzteren, zumal
dieses bei der Flut stromauf dringt, und wird dadurch brackig, d. h.
halbsalzig.
Klima. Feuchte Seeluft weht über dieses Küstenland und bringt besonders
dem schmalen, wasserreicheren N. viel Nebel und Niederschlag. Wein-
bau gedeiht daher nur ganz im So. an den Vorhöhen des belgischen
Gebirges; dem sonstigen Landbau hingegen, vornehmlich aber der Vieh-
Wirtschaft, ist dieses milde Seeklima sehr förderlich. Zum Seehandel
eignet sich von Natur bloß die Gegend der großen Strommündungen,
die allein tiefgehenden Seeschiffen zugänglich ist.
Be- Südwärts der Mündungsarme des Rheins wohnten im Altertum
volkerung. keltischen Belger; ihre romanisierten Nachkommen sind die fran-
zösisch redenden Wallonen der S.-Hälfte Belgiens. Von der Schelde-
mündung ab gen No. hatten die Friesen das Küstenland inne; über
die O.-Grenze der n. Niederlande reichten Niederfachsen herein. Die
Hauptmasse der germanischen Bevölkerung aber bildete sich durch das
Vordringen der Frauken den Rhein hinab und von da ins Belgische,
wo aus ihnen der Volksschlag der Vlaemen [flanien] oder Fläminger
hervorgegangen ist. — Im 10. und 11. Jahrhundert gehörten daher die
Niederlande und Belgien nebst der Rheinprovinz und der Lothringischen
Hochfläche zum nordfränkischen Herzogtum Lothringen des Deutschen
Reichs. Später bildeten sie für sich allein das von Oberlothringen
i) Hollandsch Hollands) Diep d. h. holländisches Tief heißt die vereinigte Spitze
der beiden Meeresarme, die ähnlich wie etwas weiter s. Oolter- und Wester-Schelde
von W. her ins Land eindringen.