1910 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Steinhauff, Arnold, Schmidt, Max Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Realanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
I. Geländebild. Ii. Natur und Menschenwerk.
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ihrer schluchtenreichen Flußtäler und abenteuerlich zerklüfteten Felsbildungen „Fränkische
Schweiz" genannt. Das innere Becken wird durch die Regnitz entwässert. Sie fließt von
der Frankenhöhe zunächst der Mtmühl parallel- während diese aber im Doppelknie den
Iura durchbricht, biegt die Regnitz nach N um und führt das Wasser der ihr zahlreich
zuströmenden Flußadern, z. B. der Pegnitz, dem Main zu.
Das Mainbecken durchzieht der Hauptstrom in zahlreichen Windungen, zu denen
ihn die an die Ufer herantretenden Gebirgszüge zwingen. Der Main bildet sich aus dem
Zusammenfluß vom Roten Main, der in der Fränkischen Schweiz seinen Ursprung nimmt,
und vom Weißen Main, der am Schneeberg im Fichtelgebirge entspringt. In zwei flachen
Bogen, zwischen denen die Regnitz mündet, weicht er deni Iura und Steigerwald aus
und beschreibt dann ein nach N geöffnetes Dreieck, an dessen Westspitze ihm die Fränkische
Saale von der Rhön zufließt. In scharf eingerissenem Viereck, wo er die Tauber von
der Frankenhöhe aufnimmt, umsäumt er weiterhin die kuppenreiche Buntsandsteinplatte
des Spessarts (Spechtswalds) und ergießt dann, verstärkt durch die Kinzig von der
Rhön und die Nidda vom Vogelsberg, fein Wasser durch die Mittelrheinische Tiefebene
zum Rheinknie.
Ii. Line wichtige Fundstätte von Überresten einer ausgestorbenen Lebewelt. In
dem verhärteten Kalkschlamm des Jura find zahlreiche Abdrücke vorgeschichtlicher Tiere
(Muscheln, Schnecken, Krebse, Seeigel, Fische, Korallen und Insekten) bis in die kleinsten
Einzelheiten ausgeprägt. Dazu finden sich bis zu 10 m lange Skelette großer Saurier
(z.b. des Ichthyosaurus und plesiosaurus, fischähnlicher Lidechsen). Man hat darnach
eine ganze Periode der Erdentwicklung „Iurazeit" genannt. Die höhlen des Jura bergen
ferner Knochenreste mächtiger Raubtiere einer jüngeren Vorzeit, z. V. des Höhlenbären,
Höhlenlöwen, der Hyäne u. a., mit denen der Mensch schon im Kampfe lag.
Ein landschaftlich reizvolles und wirtschaftlich wertvolles Gebiet. Der häufige
Wechsel von Berg und Tal, von Wald, Wiese und Fruchtgefild gibt dem Landschaftsbild
ein höchst anmutiges Gepräge. Kber die Rührigkeit der Bewohner ringt auch dem von
der Natur nur teilweise gesegneten Stufenland verhältnismäßig hohe Erträge ab.
J. Das Neckarland. Die Iuraplatte wird bei rauhem Bergklima von kalten Winden
heimgesucht und der Niederschlag versickert schnell im durchlässigen Gestein. Pump-
werke befördern zwar das (Huellwasser der Täler in große Behälter auf den höhen,
aber auf der dünnen, mit Kalkschutt vermengten Ackerkrume finden sich doch zumeist
nur magere Felder und kahle Schafweiden. Die tiefgelegenen Täler, besonders das Ries,
sind dagegen fruchtbar und windgeschützt- dazu treten die durchgesickerten Wassermengen
hier in ergiebigen (Quellen zutage. Obstgärten (Kirsch- und Walnußbäume) umschließen
daher an den Gehängen die Wiesen und Felder der Talsohlen. Das innere Stufenland
ist durch Klimagunst und fruchtbares Erdreich besonders gesegnet und wird durch die
emsige Betriebsamkeit der kleinen Besitzer in ergiebigstem Maße ausgenutzt. Ahrenstrotzende
Felder, Gbsthaine, Gemüsegärten und Rebenpflanzungen folgen sich in schnellem Wechsel.
(,,Das Neckartal hat Wein und Korn!") Km Mittellauf des Neckar werden reiche Lager
von Steinsalz, die hier vielleicht durch Eintrocknung eines salzigen Binnensees entstanden
sind, ausgebeutet. Sonst ist das Gebiet an Erdschätzen arm- trotzdem haben die betrieb-
samen Bewohner ein vielseitiges Großgewerbe entwickelt (Maschinenbau, Baumwoll-
weberei, Möbelfabrikation, Bijouterie), indem sie das starke Gefälle der Flußadern aus-
nutzten oder aus dem benachbarten Rheingebiet, zumeist auf dem im unteren Drittel
schiffbaren Neckar, Kohlen herbeischafften.