1910 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Steinhauff, Arnold, Schmidt, Max Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Realanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ii. Natur und Menschenwerk.
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Gebirgsbahn Deutschlands (Schwarzwaldbahn) führt aus dem Kinzig- ins Brigachtal und
zum Bodensee. Jenseits der pforzheimer Senke, welche den natürlichen Verkehrspaß zwischen
Mittelrhein und Mittelneckar bildet (Grientexpreß), zeigt das Neckarbergland einen an-
mutigen Wechsel von bewaldeten Höhenrücken, rebenumgrünten Gehängen und wohlbestellter
Talflur. Der Odenwald ist mit seinem Buntsandsteinboden mehr dem Waldwuchs als
dem Ackerbau förderlich und zumeist mit Lichenpflanzungen überdeckt. Die Bergstraße
ist berühmt durch den Schmuck ihrer Obsthaine und Weinberge, welche im Frühling den
ganzen Abhang in ein duftiges Blütengewand hüllen.
Die Mittelrheinische Tiesebene, das Treibhaus Deutschlands. Im 8 nehmen
die Schottermassen eiszeitlicher Gletscher noch weiten Raum ein. Auch an einzelnen Stellen
des weiteren Stromlaufs haben frühere Versandungen und Überschwemmungen des Rheins
mageren Riesboden abgelagert, hier dehnen sich Kiefernwaldungen oder Rartoffelfelder
aus. Im übrigen ist aber der Schwemmlandboden höchst fruchtbar. Namentlich an dem
Hügelgelände, welches die Ebene an den Rändern bandartig begleitet, hat der Wind den
feinsten Lehmstaub zusammengeweht und damit besonders ergiebigen Lößboden geschaffen.
Eine weitere Voraussetzung ertragreichen Anbaus ist die Gunst des Klimas. Durch die
sonnige, tiefe Lage und durch den Schutz der umrahmenden Gebirgswälle gegen kalte Winde
erfreut sich das Gebiet des mildesten Klimas von Deutschland (über 10° durchschnittliche
Jahrestemperatur). Nach kurzem, oft frostfreiem Winter verkünden frühzeitig Schwalbe
und Storch den Anbruch des Frühlings, und ein heißer Sommer nebst langem, trockenem
Herbst läßt hier allein Mais und Edelkastanie reifen. Daher herrscht in der Tiefebene
gartengleich reicher Anbau von Hopfen, Zuckerrübe, Weizen und Gerste. Der Tabakbau
bringt hier die besten Sorten und massenhaftesten Ernten von Deutschland. Rn den Rändern
umsäumen üppige Rebgärten und Obsthaine das Fruchtland (Hpfel und Kirschen- Apfel-
wein und Kirschwasser). Im unteren Mainland liefern die Gärtnereien vorzüglichen
Spargel und treiben ansehnliche Rosenzucht. Dazu finden sich hier zahlreiche Obstwein-
keltereien und Schaumweinsabriken.
Nach N hin zunehmende verkehrsgunst. Im 8 gestattet die Wildheit des Stromes
nur Talflößerei, so daß dem Schiffsverkehr (zumal stromauf) der Rhein-Rhone-Kanal vom
Oberlauf der Iii zum Doubs zu Hilfe kommt. Nach N hin schwillt der Verkehr immer
mehr an: er begleitet den Strom in Schienensträngen auf beiden Ufern und überschreitet
ihn auf zahlreichen Brücken, vom Unterlauf der Iii führt der Rhein-Marne-Kanal nach
W durch die Marne zur Seine. Bei der Lautermündung beginnt der Großverkehr der
Dampfschiffahrt, und bei der Neckarmündung wächst er zu gewaltiger Größe an. In
dieser Gegend hat namentlich die Zufuhr von westfälischen Kohlen ansehnlichen indu-
striellen Kufschwung herbeigeführt.
Der linksrheinische Grabenrand. Der Wasgenwald teilt mit dem gegenüber
liegenden Schwestergebirge die landschaftliche Schönheit, und seine tannendüstere Wald-
einsamkeit, seine stillen Bergseen und die durch zerklüftete Felsschluchten sprudelnden
Gebirgsbäche locken die Sommergäste an. Der üppige Baumwuchs nährt auch hier Forst-
Wirtschaft und Holzhandel- von ungleich größerer Bedeutung als im Schwarzwald ist
dagegen die Rindviehzucht. Die Molkereien auf den wiesengrünen Hochtälern genießen
durch ihre Käsebereitung einen gewissen Rus (Münsterkäse und Tamembertkäse). Die
Wasserkraft der Flußläufe ist in den Dienst hervorragender Baumwollweberei gestellt-
weit in den Tälern entlang ziehen sich die Spinnereien und Webereien, welche Tausenden
von Familien Nahrung spenden und die vorzüglichsten Stoffe von ganz Mitteleuropa