1883 -
Wiesbaden
: Kunze
- Autor: Rohmeder, Wilhelm, Schacht, Theodor
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Veränderungen an der Erdoberfläche. 91
Küsten, z. B. in Dalmatien und Jstrien, an der Ostküste der
Vereinigten Staaten Nordamerikas icv bemerkt, daß sie sich
senken. Da diese Art des Steigens und Sinkens nicht
plötzlich, sondern erst nach Jahren und Jahrhunderten auf-
fallend wird, so bezeichnet man sie als säkulare Hebung und
Senkung.
So ist also die Erdoberfläche in steter Veränderung begriffen; so
war es von jeher, wenn auch vormals in stärkerem Grade, und so wird
es auch in Zukunft sein. Wie jetzt noch Vulkaue emporquellen oder
durch Einsturz von Land Seen entstehen, so hat sich, allerdings in weit
hinter uns liegender Zeit, das Oberrheiuthal gebildet, indem ein See
Abfluß bekam. Daß auch hochgelegene Gegenden einst Meeresgrund ge-
wesen, bezeugen die zahlreichen versteinerten Seetiere, z. B. die schönen
Ammonshörner, die man dort ausgräbt. Manche Gegend, mancher
größere Landstrich hat sogar mehr als einmal unter Wasser gestanden.
Man sieht es an den verschiedenen, oft 100 und 1000 in dicken Schich-
ten, woraus Gebirge und Ebenen bestehen, daß sie einst auf Meeres-
bodeu abgesetzt und entweder zu Sandstein oder Kalk oder Thon und
Schiefer verdichtet wurden. Wenn heutzutage aus tiefem Meeresgrunde
Sand heraufgezogen wird, so sieht man, daß er fast nur aus Schalen
zahlloser feiner Seetierchen besteht: und ebenso finden sich hie und da
Erdschichten, die in gleicher Weise tierischen Ursprunges sind, z. B. der
Nummuliteukalk und die Kreidegebirge.
8 23. Hauptbestandteile der Crdrinde^)
Außer den meist durch Wasser abgelagerten geschichteten
Gebirgsarten **) (Sedimentärgesteinen) gibt es auch unge-
schichtete, die nicht aus dem Wasser, sondern in geschmolzenem
Zustande aus dem Erdiunern aufstiegen und bei langsamer
Erkaltung krystallinisch wurden. Man nennt sie Erstarrungs-
gesteint, und je nachdem sie in der Tiefe oder an der
Oberfläche zur Erstarrung gelangten, plutouisch oder
vulkanisch.
*) Für Schüler von etwa 14 Jahren wird dieser § nur dauu
von Juteresse und belehrend werden, wenn Gelegenheit da ist, sie mit
einer Sammlung von Exemplaren der Gebirgsarten und von Petre--
fakteu bekannt zu macheu.
**) Der Bergmann nennt alle besonderen Gesteinsmassen, woraus
die Erdrinde zusammengesetzt ist, Gebirg, ohne dabei an Bergformen
zu denken.