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1. Mathematische und Allgemeine Erdkunde, Deutschland in seinen Weltbeziehungen - S. 122

1913 - Leipzig : Hirt
122 C. Deutschland in seinen Weltbeziehungen. § 154 behauptet. Unvermeidlich Waren anfangs mancherlei äußere und innere Schwierigkeiten, Fehlschläge und Enttäuschungen, doch ist in den letzten Jahren zweifellos eine Wendung zum Besseren in der deutschen Kolonial- Politik eingetreten. Man hat endlich die Überzeugung gewonnen, daß es zur wirtschaftlichen Erschließung unserer Schutzgebiete zunächst der Aufwendung viel größerer privater und staatlicher Kapitalien bedarf, als man bisher annahm, und es ist auch gelungen, mehr Gelder für koloniale Zwecke flüssig zu machen. Damit der Zuschuß des Reiches immer geringer wird und möglichst bald wegfällt, müssen die Kolonien wirtschaftlich selbständig gemacht werden durch eine Steigerung ihrer Produktion und ihres Handels, der gegenwärtig erst 1% unseres Gesamthandels ausmacht. Dazu bedarf es vor allem einer Hebung der Verkehrsverhältnisse. Nötig sind gute Schiffs- Verbindungen mit der Heimat, und zwar durch deutsche Reedereien, feruer der Ausbau der Häfen und Docks, zumal in den deutsch-afrikanischen Hasenplätzen mit ihren meist ungünstigen Landungsverhältnissen. Der Eisenbahnbau muß rascher gefördert werden, um Massengüter und einheimische Arbeitskräfte schneller und billiger an Ort und Stelle zu bringen. Eine Trägerkarawane vom Viktoria-See zur Küste benötigt z. B. 2 Monate, ein Eisenbahnzug der britischen Ugandabahn nur 2 Tage. Eine andere wichtige Aufgabe unserer Kolonialverwaltung ist die Regelung der Landfrage. Um Privatkapital zu Unternehmungen anzuregen, hat die Regie- rung im Anfang einzelnen großen Gesellschaften, auch englischen, Land-, Minen- und' sonstige Ausbeutungsrechte verliehen, wodurch später die Einnahmen des Reiches geschädigt und infolge der gesteigerten Bodenpreise eine schnelle Besiedlung des Landes verhindert wurde. Von weittragender Bedeutung ist auch die richtige Be- Handlung der Eingeborenen. Es handelt sich besonders um die Erziehung der Reger zur Plantagenarbeit auf ihrem eigenen Besitztum und um die Form ihrer Besteuerung. Natürlich bedarf es einiger Zeit, bis der Neger, früher ein freier Krieger, Jäger oder Nomade, sich zu friedlicher Arbeit herabläßt, die er früher als eine Sache der Frauen und Sklaven verachtete. Man muß ihm gute Wohnung, Kleidung und Körperpflege erstrebenswert machen und die große Säuglingssterblichkeit durch An- leitung zur Sauberkeit mindern. Der Besuch von Schulen und die Arbeit der Missions- und ärztlichen Stationen sind in der Erziehung der Eingeborenen von großer Wichtigkeit. Ein zu geringer Rassenstolz, aber auch der Mangel weißer Frauen hat namentlich in Südwestafrika vielfach zu Mischehen geführt, die eine erhebliche Schädigung des deutschen Volkstums bedeuteten. Durch Hinaussendung arbeitslustiger, gesunder, junger Mädchen, durch Gründung von Mädchenheimen usw. hat der Deutsche Frauenbund schon viel zur Besserung der Verhältnisse beigetragen. Endlich muß die Ansiedlung der Weißen mehr als bis jetzt gefördert werden durch Bekämpfung der Tropenkrankheiten und durch Unterstützung Ansiedlungs- lustiger seitens der Regierung. Denn die Hauptabnehmer unserer Industriewaren sind nicht die Eingeborenen, sondern nur die Weißen. Zwar sind auch hierin erfreu- liche Fortschritte zu verzeichnen: vor zehn Jahren wohnten in unseren Kolonien nur 6000, heute 22 000 Europäer. Aber die Zahl der in Deutsch-Südwestafrika möglichen Kolonistenstellen schätzt man auf 100 000. Außerdem hat sich in den letzten fahren herausgestellt, daß auch die über 1400m hoch gelegenen Gebiete Deutsch- ^ stafrikas und Kameruns zur Besiedlung durch Weiße wohl geeignet sind. Ost- afrikas malariafreie Hochländer allein machen ein Gebiet von der Größe des König-
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