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1. Handbuch der Geographie - S. 41

1914 - Breslau : Hirt
Klima. — Wirtschaftsleben. 41 soweit nicht Fabrikarbeit und ungesunde Lebensweise auch hier schädigend eingegriffen haben. Über dem Mittellande wogt im Winter oft wochenlang ein Nebelmeer, aus dem die besonnten Gipfel wie Inseln hervorragen, und die starke Bestrahlung bedingt zusammen mit der reinen Luft auch den Wert der Höhen- kurorte wie Davos (1560 m) und Arösa (1720—1850 m), in Graubünden. Den geschützten Seen des Mittellandes geben die Weinberge ein heiteres Gepräge, und dort gedeihen auch Pfirsich- und Nußbaum. Wärmeziffern einiger bedeutsamer Orte*: Großer St. Bernhard ................... 2475 Rigi-Kulm...............................1797 Davos.............................. Bern .............................. Lugano.................................. 275 Höhe2 Januar Juli Jahr 2475 m — 8,7 6,6 - 1,7 1797 „ — 4,5 9,9 2 1560 „ -7,4 12,1 2,7 540 „ — 2,3 17,6 7,8 275 „ 1,3 21,5 11,4 Wirtschaftsleben. 25,2% des Bodens sind überhaupt nicht ertragsfähig, 20,6% sind mit Wald bedeckt. Da sich die nutzbaren Ländereien des Gebirges eher zum Gräser- als zum Körnerbau eigne:: und das Gras- land 36% einnimmt, so reicht der Ackerbau auch auf der Hochebene, die mehr und mehr das Gepräge eines saftreichen Graslandes mit grünen Matten gewinnt, bei weitem nicht für den Bedarf aus, aber es wird auf ihr viel Obst gezogen, das auch zu allerlei Spirituosen (Kirschwasser u. a.) verarbeitet wird, und guter Wein gedeiht im Kanton Zürich, in Neuenburg wie im sonnigen Waadtlande und Wallis. Vor allem steht die Rinderzucht in den meisten Gebieten in hoher Blüte, und der Senne, dessen bescheidenes, aber mit frischer Ursprünglichkeit ausgestattetes Leben zwischen den duftenden Matten der Alpen und der Arbeit unten im Stalle wechselt, ist immer noch der tüchtigste Mann des Volkes. Für den Fleischbedarf des Landes reicht freilich auch sein Gewerbe so wenig aus, daß 1911 für 55,2 Mill. M mehr Tiere, meist Mastvieh, und für 38,2 Mill. M Fleisch mehr ein- als ausgeführt werden mußten; nur Käse» und kondensierte Milch können in großen Mengen ans Ausland abgegeben, aber selbst Butter und Eier müssen von dort bezogen werden. Bergmännisch sind nur Salz und Gestein, vor allem Schiefer, zu verwerten. •— Gegenüber diesem Mangel, bei noch mäßig fahrbaren Wasserstraßen, trotz der Einengung durch fremde Zollschranken, des Fehlens von Rohstoffen, namentlich Eisen und Kohlen, haben der rührige Schweizer Kaufmann und Ge- werbtreibende, hinwiederum begünstigt durch die starken Wasserkräfte, durch die staatlichen, alle Freiheit der Bewegung erlaubenden Verhältnisse, es verstanden, das Handelslcben auf eine solche Höhe zu bringen, daß auf den Kopf 474 M des Außenhandels kommen und ihr Land darin die vierte Stelle in Europa ein- nimmt^. Die Schweiz ist ein bedeutender Industrie-Staat geworden, der besonders in drei Zweigen sehr leistungsfähig ist: 1. Baumwoll-, namentlich Musselin-Weberei und Stickerei in der Ostschweiz; 2. Seidenweberei zu Zürich und Basel; 3. Uhren, Musikwerke und Schmuckwaren im Jura und in Genf. Daneben sind hochentwickelt die Holzschnitzerei und Parketterie im Berner Oberland, Strohflech- terei und Tabakindustrie im Aargau, die chemische Industrie in Basel; sogar Schiffbau und Eisenindustrie arbeiten für das Ausland. Der Fremdenverkehr, den die Naturschönheiten des Landes, seine Luft- kurorte und seine zahlreichen Heilquellen anziehen, soll in den letzten Jahren im Durchschnitte 400 Mill. M eingebracht habend Einfuhr: Getreide und Mehl, Rohseide, Baumwoll- und Wollwaren, Kohle, Tiere, Chemi- kalien, Eisen; Ausfuhr: Seiden- und Baum wollwaren, Uhren (1911:131 Mill. Jli), Maschinen, Käse. Kein anderes Land ist auch nur annähernd so stark an diesem Handel beteiligt wie das Deutsche Reich. Dieses bezog 1912 aus der Schweiz für 206 Mill. M (Taschenuhren, Seidengespinste, Baumwolle, Käse), führte dorthin aus für 520,5 Mill.ji (Kohle, Mehl und Getreide, Kleider, Zucker). — Das gut ausgebaute Bahnnetz, das wie in Belgien und den Niederlanden aus dem Durchgangsverkehr großen Nutzen zieht und in Olten am Jura, in Luzern, in Zürich und Lausanne seine Knotenpunkte bildet, hat es 1910 zu einer Dichte von 114 auf 1000 qkm gebracht (gegen 113 im D.r.). 1913:106 km Zahnrad-, 50 km Drahtseilbahnen. 1 Nach Hann a. a. O. Hi, S. 124f. 2 der Beobachtungsstelle. 3 Käserei wird nicht nur in der Sennwirtschaft, sondern auch von den Talbewohnern in den auf Genossenschaften beruhenden Dorfkäsereien betrieben. Der beste Käse kommt als Emmenthaler (Kanton Bern) und Greherzer (im S. des Kantons Freiburg) in den Außenhandel. Übrigens ist die Zahl des Rindviehbestandes und die Menge seiner Erzeug- nisse in Dänemark und in den Niederlanden höher als in der Schweiz. 4 So im Jahre 1912 an Waren. Die Niederlande hatten 1716, Belgien 966, Großbritannien 619, das Deutsche Reich 302, Frankreich 295, Österreich-Ungarn 102 M auf den Kopf. 6 1912 besaß die Schweiz 150 000 Gasthofsbetten, wovon 26—28 000 in Graubünden, 17 große Gasthöfe oberhalb 2000 und einen auf dem Gornergrat über 3000 In. 1911 waren 26,5 % der Gäste Deutsche, 15,5 Schweizer, 15 Franzosen, 12,2 Briten, 10% Amerikaner. Es verkehrten 1911 in Luzern während der Reisezeit vom 1. Mai bis zum 15. Oktober 181 897 Fremde, wovon 63 437 Deutsche, 25 252 Schweizer, 18 983 Briten, 16 931 Franzosen.
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