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1. Handbuch der Geographie - S. 444

1914 - Breslau : Hirt
444 Ostasien. Gegenüber der großen Handelsstadt Futsch öu das japanische Taiwan und vor der Südspitze des Landes (20° N) die Insel Hainau, nur zum Teil unterworfen. Fremder Besitz. Dem Himmlischen Reiche haben (abgesehen von Rußland) fünf europäische Mächte an der Küste 6000 qkm mit 1 Mill. E. als Kolonien oder „Pachtungen" entnommen. Deutsch ist die Kiautschou [kjaud-schöu]-Bucht, an der Südostseite der kohlenreichen Halbinsel Schantung (s. unten). Englisch: We'i-hai-we'i, Kriegshafen am Eingänge des Pe'tschili. — Die Felseninsel Hongkong, vor dem Canton-Busen. Hier der herrlich gelegene Welthafen Viktoria (170), oft wie die Insel be- nannt, der Stapelplatz der Schätze des s. China, von den Briten mit Anlagen umgeben, die in aller Fülle subtropischen Pflanzenwuchses prangen. (S. Bild 206, S. 463.) Die ganze Insel zählte 1911:366 000 E. Dazu sind 883 qkm an der benachbarten Festlandsecke gepachtet, und dieses Gebiet ist mit britischem Kolonialgeschick in wenigen Jahren in gedeihliche Verhältnisse gebracht worden. Portugiesisch: Die 10 qkm messende Insel Macao, w. von der vorigen, schon im 16. Jahrhundert gewonnen und einst der Mittelpunkt des Handels mit Europa, jetzt gegenüber Hongkong nur noch im Opium- und.seidenhandel von einiger Bedeutung. Die etwas rühriger gewordene, mit ihrem fesseln- den Anblick einem alten Ort am Mittelmeer ähnelnde Stadt hat 59 000 E. Ihre Häfen sind unzulänglich. Frankreich hat die Kwang-tschöu-Bucht, gegenüber der Insel Hainau, in der reichen Südprovinz Kwangtung gepachtet und Italien ein Gebiet von 46 qkm bei Tientsin. Die deutsche Kolonie des Kiautschou Gebietes. [552 qkm, 1913: 171984 E., 330 auf 1 qkm.] Durch Vertrag mit China ist 1898 die Bucht von Kiautschou mit anliegendem Gebiete, nahe dem s.w. Wurzelende der Halbinsel Schantung, auf 99 Jahre gepachtet, ein Flächen- raum von 552 qkm* 2, wozu etwa ebensoviel Wasserfläche der Bucht kommt. Dazu ist noch ein Gebiet von 7650 qkm Landes, landeinwärts durch einen Kreisbogen eingeschlossen, nebst etlichen kleinen Inseln als „neutrale Zone" abgegrenzt, innerhalb deren von seiten der Chinesen keine Maßregel ohne deutsche Zustimmung getroffen, im besonderen der Regelung der Wasserläufe kein Hindernis entgegengesetzt werden darf. Der ö. und der s. Teil der neutralen Zone ist von mäßig hohen Bergen durchzogen, das übrige ist Ebene. Der durch zwei niedrige Gebirge bezeich- nete, sehr tiefe Eingang in die Bucht ist 3,6 km breit. Sie erinnert durch Gestalt und Maße an den Jadebusen, ist tiefer, geht aber wie dieser in der Nähe der Gestade in Watten über. — 4886 Weiße, darunter 3806 Deutsche ohne die der 3125 M. starken Besatzung. Das Klima ist im ganzen gesund. Die Lage unter Siziliens Breite bedingt sehr heiße Sommer, während die Winter, N.-China entsprechend, strenger sind und die Bucht bisweilen zum Teil zufriert; ja das Thermometer sinkt im Januar bis —10°, wogegen der August die hohe Durchschnittswärme von 24,8° erreicht; 623 mm Regen. Der Oktober ist der schönste Monat. — Naheliegende Aussichten knüpfen sich an die Entwicklung des Handels mit der Seide des Maulbeer- und des Eichenspinners, der Strohbänderindustrie und des Ackerbaues im fruchtbaren Schantung. Größere Erwartungen sind zu hegen von der Ausnutzung seiner mächtigen Steinkohlenlager, und es gelingt offenbar, Kiau- tschöu zur Handelspforte des dichtbevölkerten Hinterlandes zu machen, wie denn auch mehrere Groß- firmen aus den Vertragshäfen Chinas hier Zweigniederlassungen gegründet haben, um den nunmehr lernbegierigen Kindern des Reiches der Mitte die technische Leistungsfähigkeit der Deutschen vor Augen zu führen. Der Zollvertrag mit China (1906) hat ein erfreuliches Verhältnis zwischen beiden Teilen eingeleitet. Die 435 km lange Bahn nach Tsinan, der Hst. von Schantung, am Hoanghö, über die Stadt Kiautschou (etwa 40 000 E.), in der neutralen Zone, und die Kohlengruben des Schantung-Berg- landes liefern gute Ergebnisse. Die „Schantung-Bergbau-Gesellschaft" beschäftigt gegen 3400 Arbeiter. Im Bereiche der deutschen Bahn sind auch weite Lager reinen Magneteisenerzes entdeckt worden. * Shr. kjaudschö-u. Kiau — „Leim", Tschou = „Hauptstadt eines Kreises ersten Grades", also etwa „Leim- stadt". Daneben gibt es andere Deutungen. 2 Die britische Insel Hongkong ist 79 qkm groß.
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