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1. Handbuch der Geographie - S. 447

1914 - Breslau : Hirt
Jnner-Hochasien: Übersicht. 447 Teil schon bei 6000 m Höhe anheben. In seinem Karagaidasch, d. i. Steinerner Wald, benannten Teile eine merkwürdige Menge von zerschnittenen Kämmen, Zacken, Zinnen, Pfeilern, die durch die ausnagende Tätigkeit der Gletscher zerrissen worden sind. Am Südfuße der himmelhohen Kette die durch ihre Tiefe von —130m überraschende Senke des Bodschaite-Sees bei Turfala. 2. Ter wohl ebenso hohe, aber noch längere Kuenlun bildet mit seinen ö. Fortsetzungen, dem Altyntag und dem mehrere Ketten zu einem Namen sammelnden Nanschan, die Achse Asiens und entsendet mehrere Verzweigungen nach Tibet, das sich s. von ihm ausdehnt. Noch weiter nach O. folgt in China der Tsinlingschan, der die Gebiete des Gelben und des Blauen Stromes trennt. 3. Die s. ist die Mustagh-Kette (oder der Karakorum, Karakoräm), dicht an den Hima- laja gedrängt und ganz dessen Faltensystem angegliedert, mit dem K 2 oder Godwin Austen?, dem zweithöchsten gemessenen Gipfel der Erde (früher Dapsang genannt), 8610 m. Zwar kommt die durchschnittliche Gipfelhöhe der des Himalaja nicht ganz gleich, trotzdem sind die meisten Pässe höher als 5500 m, der Kamm mißt sogar 7300 m. Im W. scharen sich diese Ketten zusammen zu einem eigenartigen Hochlande. Es erhebt sich hier mit nackten Gebirgen und dazwischenliegenden breiten Hochebenen das hufeisenförmige Pamir-Hochland oder auch „das Dach der Welt" mit 4000—5000 m im Mittel so hoch, daß dort weder Getreide noch Bäume gedeihen und nur im Süden und in den Tälern Gras wächst und hier auch dauerndes Bewohnen möglich ist. An die S.w.-Ecke dieses Hochlandes schließt sich jenseits des Baroghil-Passes (3800 m) in Afghanistan und wahrscheinlich in der Achse des Kuenlun der Hinduküsch da, wo der Riesenleib des Asiatischen Hochlandes gerade vor der Mitte halsartig eingeschnürt ist. Das Pamir ist der Brennpunkt, von dem die mächtigen Gebirgszüge und die großen Flüsse Jnner- asiens auslaufen. Die Landschaft erscheint wie ein ungeheurer Haufen von Kies und Steinen, der sich nach W. abdacht. Wie in allen Ländern, die so weit in den Himmelsraum gehoben sind, setzt auch hier die Temperatur sprunghaft um. So konnten im August, dem kurzen Sommermonat, nahe vor Sonnenuntergang + 24, wenige Stunden nachher —10° beobachtet werden. — Der weitaus größere w. Teil gehört den Russen, die Ostkette den Chinesen, im S. reichen Afghanistan und Britisch-Jndien an seine Höhen, und auf einer Strecke im S.o. berühren sich die russische und die britische Grenze auf 200 km; hierhin führt die britische Militärstraße von Kaschmir. Die Pässe des Hochlandes sind aber für kriegerische Unternehmungen nicht zu benutzen. Der n.w. Ausläufer des n. Pamir ist die Peters des Großen-Kette, 200üm lang, bis 7600m hoch; mauerartig steile Felswände, gekrönt mit Schnee- feldern, in den Schluchten blaue Gletscher. In der ö. Randkette der Mustagh-ata, d.i. Vater der Eisberge (7860m), den Hedin viermal vergebens zu ersteigen versucht hat. Der Große Kara-kul, d. i. Schwarzer See, auf der Hochebene, 3780 m hoch, schwindet reißend und bietet in dem rauhen, zernagten Trümmerfelde, das fast jedes organischen Lebens entbehrt, das Bild einer absterbenden Natur. Diese Schneeketten samt den Randgebirgen gliedern den w. Teil Hochasiens in drei Teile, die in Stufen ansteigen: die Dsungarei, Ost-Turkestan und Tibet, dazu tritt als n.ö. Flügel Hochasiens die Mongolei. Von den Chinesen wird das große, von Sedimenten und Sanden bedeckte Gebiet n. vom Kuenlun als Han-hai, d.i. Trockenes Meer, zusammengefaßt, und in der Tat ergeben die tertiären Ablagerungen eine ehemalige Wasserbedeckung, vermutlich mit Süßwasserseen. Die Grenze des Han-Hai wird verschieden aufgefaßt und gewöhnlich das Tarim- Becken, also Ost-Turkestan, davon ausgeschieden. — Jnner-Hochasien gehört bis auf den Pamir und die Abdachungen der Randgebirge nach außen zu China, aber in der Mongolei und in Tibet ist diese Zugehörigkeit so zweifelhaft geworden, daß die neue Republik gleich zwei große Flügellandschaften tatsächlich zu verlieren scheint. 1 Durch die drei preußischen Turfan-Expeditionen, 1902—1906, ist aus der zerstörten Stadt Chotscho, deren mächtige, bis 20 m hohe Mauern noch erhalten sind, ein überaus inhaltreicher Fund von Schriften und Bildwerken heimgebracht worden. Sie ergeben, daß hier, in der Scythia ulterior des Ptolemäus, ein Volk mit roten Haaren und blauen Augen gehaust hat, dessen Sprache dem Gräko-Jtalischen ebenso nahegestanden hat wie dem Germanischen. Die Fundschätze sind im Museum für Völkerkunde zu Berlin ausgestellt. 2 Benannt nach dem erfolgreichen englischen Reisenden, 1860—1861.
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