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1. Handbuch der Geographie - S. 451

1914 - Breslau : Hirt
Turan. 451 I. Turan (oder West-Turkestän) mit der Kirgisensteppe. Lage, Bodenbeschaffenheit, Gewässer. Den Ostrand bilden das Pamir-Hochland und die Ferghana-Kette, den Südrand das Iranische Randgebirge; die Grenze im W. ist das Kaspische Meer; im N. geht das Tiefland von Turan durch die Kirgisensteppe ins Sibirische Tiefland über. Größtenteils Steppe oder Sand- und Salzwüste, Kum, nur an den Flußläufen unterbrochen von fruchtbaren, künstlich bewässerten Oasen, auf denen nach dem sehr langen, strengen Winter die Gluthitze des Sommers Wein, Feigen, Granatbäume, Kürbisgewächse, Baumwolle usw. zeitigt. Nach der Farbe, die in den Verwitterungserzeugnissen der Gesteine vorherrscht, werden die Teile der Wüste benannt, so Kara-kum = Schwarzer (in der Tat rotgelber, schmutziggelber) Sand, zwischen dem Iranischen Randgebirge und dem Amü; die Kisil-kum, zwischen dem Unterlaufe von Amü und Syr — Roter Sand; daneben auch Ak-kum^ Weißer Sand. Der gelbe Löß gibt der Gegend um Samarkand und Buchara ihr Gepräge, und aus ihm schneiden die nomadischen Sarten (s. S. 452), die „Kinder des Löß", ihre Behausungen. Dem Aral-See strömen zu: der Amü-Darjä (0xu8), von der Südseite des „Daches" und durch Zuflüsse aus dem Hinduküsch verstärkt; der Syr-Darjä (üaxartes) vom Tienschan; beide übertrefsen die meisten europäischen Flüsse an Länge, sind jedoch nur auf kürzere Strecken mit flachgehenden Dampfern zu befahren. Der Aräl-See, 74 m über dem Kaspischen Meere, ist bei einer Oberfläche von 63270 qkm1- 30 m tief und nimmt seit 1880 an Umfang auffallend zu. Dies ist trotz der angeblichen „Austrocknung Asiens" bei mehreren anderen Seen dieses Gebietes der Fall, seit 1890 auch beim Balkasch-See (gegen 20 000 qkm). Dagegen wird das Kaspische Meer (439 000 qkm, —26 m) in seinem n. Teile durch die Sinkstoffe der Flüsse immer mehr verflacht und hat seit 100 Jahren 10 000 qkm verloren. Außerdem besitzt Turan noch viele kleinere Steppenflüsse und Salzseen. Der Aräl-See, d. i. Jnselmeer, halbiert vom 45?dl, ist von 1880—1903 etwa 3 m gestiegen; Salzgehalt l,os%; seine Umgebung ist trotz der Lage des Sees im Steppengebiete keineswegs reizlos, aber der Spiegel ist so verkehrsarm, daß er nur ein halbes Dutzend Kähne trägt. Er ist wie sein größerer Nachbar ein Restsee des „Sarmaüschen Meeres", das von den Karpaten bis an den Tienschan gereicht hat, und die Terrassen mit aralo-kaspischen Ablagerungen liegen bis 4 in über seinem Spiegel. Das Kaspische Meer ist im S. 1100 m tief und besitzt hier einen Salzgehalt öonl,4%, während der N. durch die Flüsse fast süß geworden ist. Die Ausscheidungen des Karabugas^-Busens, in den jährlich über 33 Mill. ebm Wasser einströmen und hier verdunsten, sind nicht Kochsalz, sondern Gips und Glaubersalz. Der Usboi, die vielgenannte Rille, welche die Kara-knm aus der Nähe der Amü-Mündung, südwest- wärts nach dem Kaspischen Meere ziehend, begleitet und einst Wasser geführt haben muß, stellt ein altes Bett des Amü dar. Der Fluß, der jetzt nach Osten wandert, hat zweimal in geschichtlichen Zeiten, zuletzt vom Anfänge des 13. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, etwas s. von der Wurzel seines Deltas und von 42° N einen schiffbaren Arm entsandt, der zwischen den beiden Balchän-Bergen das Kaspische Meer erreichte. Ein anderer Arm hat mehrmals das Sary-Kamisch-Becken, s.w. vom Aral, heute —41 m, gefüllt. Der Name Aral heißt ursprünglich „Insel" und meinte das Delta des Amü. Klima, Erzeugnisse, Verkehr. Der staubsührende Wind bringt die ganze Wüste in Bewegung und arbeitet mit seinen kleinen Geschossen so scharf, daß diese sogar die Telegraphendrähte abschleifen. Die Temperatur der besonnten Gesteine steigt bis 50°. Unter 51° N liegt das Monatsmittel im Ja- nuar um —6°, das für die Monate der Erntereife zwischen 26,3 und 28,8°, wogegen im ganzen Jahre kaum 74 mm Niederschläge fallen. Unter einem solchen Klima müssen die Flüsse, deren Wasser weit- hin zur Berieselung zergliedert wird, schließlich im Sande ersticken. So endet der 700 km lange Se- ra wschan, der von den Gletschern des Hochgebirges kommt, zwischen den Berieselungsoasen von Buchära, die allein von ihm leben. Chiwa allein verbraucht ein Achtel des Amü-Wassers. Bedeutende Reste alter Bewässerungsnetze der Baktrer, Araber und Timurs durchziehen die Wüsten, und neue werden von der russischen Regierung angelegt, um die wiederbelebten Wälder und die großen Baumwoll- 1 Die Messungen haben recht verschiedene Ergebnisse geliefert. Die höchste Zahl ist 67 770 dkm, auch über das Kaspische Meer laufen Angaben zwischen 439 000 und 463 000 dkm um. — 1 2 ®. i. „Schwarzer Schlund".
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