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1. Handbuch der Geographie - S. 544

1914 - Breslau : Hirt
544 Amerika. Manche Stämme im Amazonas-Gebiete bewohnen zu etwa fünfzig Familien sehr reinlich gehaltene „Sippenhäuser", die ohne alle Nägel und nur durch Schlingpflanzenstoff zusammengehalten sind. Die Stämme n. des Stromes sind friedfertig, sittlich, gastfreundlich, besitzen Fernsprech-Trommeln mit vier Schallröhren, Blasrohrpfeile, mit Kurare vergiftet. c) Kulturvölker der Neuen Welt: 1. in Nordamerika die sogenannten sonorischen Völkerschaften in Neu- und Nordmexiko; die Altmexikaner, zu denen die Azteken zählen; die Quiche skitschü in Guatemäla, sprachlich ver- wandt mit ihren Nachbarn auf der Halbinsel Pucatän, den Maya. Der gesellschaftliche Zustand derpuca- teken und der Quiche zur Zeit der Entdeckung stand auf derselben Höhe wie im alten Mexiko, und diese Kultur läßt sich durch asiatischen Einfluß nicht erklären, wie oft versucht worden ist. 2. in Südamerika sitzen alle Kulturvölker entweder auf den Hochebenen zwischen den Kordilleren- ketten oder am Gestade des Stillen Meeres; so die Chibcha auf dem Hochlande von Bogota, am Ober- laufe des Magdalenenstromes. Weiter nach S., in Quito [it'to] und Peru, die sogenannten Ketschua- Stämme, die das Inka-Reich gründeten, und ö. vom Titicaca-See die Aymära. — Die Araukaner in Chile und die ihnen nahestehenden Patagonier bilden eine Mittelstufe zwischen den Jägerstämmen Brasiliens und den Kulturvölkern der Hochebenen. Von den 178 Mill. Einw. Amerikas gehörten 1910 gegen 116 Milk, zur mittelländischen Rasse, zum größeren Teile mit englischer, zum kleineren mit romanischer Sprache. Der Träger der Kultur ist der englische Stamm, der, durch die bedeutende Einwanderung aus der Heimat und aus Deutschland gestärkt, mit überraschender Schnelligkeit die Natur unterjocht und neue gesellschaftliche Zustände geschaffen hat. Über 13 Mill. bilden die aus Afrika eingeführten Neger, soweit sie sich noch nicht mit anderen Rassen vermischt haben. Die Sklaverei ist überall gesetzlich abgeschafft. Den weiteren Zuzug von Chinesen hat die weiße Bevölkemng der Union und Kana- das gesetzlich erschwert, doch wohnten dort 1910: 145 000 Chinesen, Japaner und andere Asiaten, hier 1911 ein paar tausend Chinesen. In ganz Amerika unterscheidet man Weiße und Farbige. Außer den eingewanderten Euro- päern zählen zu jenen die Kreölen (eingeborene romanische Weiße), besonders in Mexiko, Mittel- und Südamerika, sowie in Westindien. Zu den Farbigen zählen die Mischlinge, nämlich: die Mestizen (von Weißen und Indianern), die Mulatten (von Weißen und Negern), die Zam- bos (von Negem und Frauen der sogenannten roten, in der Tat aber überwiegend braunen Urbewohner). Das Zahlenverhültnis der Rassen läßt sich kaum annähemd angeben: es mochten um 1910 etwa 23 Mill. Indianer und 15 Mill. Mestizen, 22 Mill. Neger, Mulatten und Zambos vorhanden sein. Diese Mischlinge bilden eine besondere Eigentümlichkeit der beiden Erdteile, die in keinem anderen auch nur annähernd so stark auftritt. Ihre Zahl ist in starker Zunahme begriffen, und das farbige Ele- ment würde das weiße schon überflügeln, wenn dieses nicht durch massenhafte Zuwanderung vermehrt würde. Die Mestizen und Indianer nehmen zu in Mittel- und Südamerika; die Farbigen, zumal die Mulatten, überwiegen weitaus in Brasilien; in Westindien drohen die Neger das weiße Element zu ver- drängen, und im n. Amerika mengen sich die Indianer immer mehr mit den Weißen. — Amerika bietet bei seiner Ausdehnung durch vier Erdgürtel allen lebensfähigen Rassen beider Halbkugeln geeignete Daseinsbedingungen, und dadurch, daß es sie zusammenführt, ist es somit zugleich berufen, aus ihrer Ver- schmelzung neue zu bilden, die den klimatischen Verhältnissen angepaßt sind. Seine langgestreckten Flanken dem O. wie dem W. der übrigen Erdteile darbietend, ist es durch seine Wcltstellung in gleicher Weise dazu befähigt, den Austausch der Pflanzen, Tiere und Kulturerzeugnisse zu vermitteln und aus der Kultur der Alten Welt eine neue zu entwickeln. Auch in dieser Hinsicht überragt die breite atlantische Seite mit ihren nach O. gerichteten Riesenströmen und ihrer größeren Annäherung an die Kulturstaaten der Alten Welt weitaus die schmale pazifische Küste. Die jetzige Mischung der Bevölkerung auf dem Doppelfestlaud ist also durch Einwanderung in ge- schichtlicher Zeit erzielt worden. Asien hat eben erst angefangen, sich an ihr zu beteiligen: stärker ist die unfreiwillige, aber jetzt abgeschlossene Einwanderung aus Afrika gewesen, in weit höherem Grade jedoch hat Europa zu ihr beigetragen. Von den aus diesem Erdteil Einwandernden, deren Zahl von 1821—1910 rund 38 Mill. betragen hat, sind aus geschichtlichen und klimatischen Gründen Briten, Iren, Deutsche, Skandinavier und Franzosen überwiegend nach der Union (s. S. 575) und den britischen Kolonien, die s. Romanen nach Südamerika gezogen.
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