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1. Handbuch der Geographie - S. 743

1914 - Breslau : Hirt
Grundwasser und Quellen. 743 Verwerfung empor und bildet eine Spaltquelle. Wird dem Wasser auf künstliche Weise durch senkrechte Durchbohrung der überliegenden Schicht ein Ausgang nach oben verschafft, so steigt es nach dem Gesetze der kommunizierenden Röhren in dem Bohrloch so hoch, wie der höchste Punkt der wasserführenden Schicht gelegen ist. Bei niedrigerer Lage der Ausgangsöfsnung wird es also sogar als Springquell erscheinen. Solchekünstlichequellennenntmanartesischebrunnen, weil sie in Europa zuerst in der französischen Grafschaft Artois im Jahre 1126 angelegt wurden (Fig. 384 u. Bild 285, S. 620). Sie sind namentlich in Gegenden, die oberflächlich wasserarm oder wasserlos sind, von großer Be- deutung. In der Sahara bestehen Artesische Brunnen seit uralten Zeiten und verwandeln Wüstenstrecken in erttagreiches Dattelland. In China reichen einige bis 9oo ra in die Erde hinab. In Australien sind sie neuerdings in großer Zahl angelegt worden, um die gewaltigen Schafherden in der Trockenzeit vor dem Verdursten zu schützen. Spaltquellen und Artesische Brunnen sind auf steigende Quellen, die anderen, in Fig. 383 dargestellten absteigende. An den Küsten von Karstländern sind Süß- wasserquellen an und unter demmeeres- spiegel nicht selten. Solche liegen an der Küste Dalmatiens bis zu 7oo m unter dem Meere. Aus dem Altertum bekauut ist die Quelle von Arethusa, die damals auf der kleinen Insel Ortygia zutage trat, jetzt aber größtenteils daneben im Meere aufbrodelt. Bei der Hawaii-Insel Oahu hat man einige hundert untermeerische Quellen gefunden, da hier das Niederschlagswasser unterirdisch gegen die See abfließt und der hydrostatische Druck stark genug ist, um das Quellwasser bis an die Meeresoberfläche emporsprudeln zu lassen. Umgekehrt kommt auch der Fall vor, daß Meerwasser in Quellen am Strand eindringt und deren Wasser versalzt. Hier- für bieten ein berühmtes Beispiel die Meermühlen bei Argasioli, an der Westküste von Kephal- lenia. Hier sind zwei solcher Quellen so stark, daß sie gleich nach dem Austreten Mühlen treiben. Zahl und Wasserführung der Quellen. Die Zahl der Quellen ist in erster Linie von den Niederschlagsverhältnissen, danach von der Bodenbeschaffenheit eines Gebietes ab- hängig, da durch beide die Gmndwasserverhältnisse bedingt werden. Quellenreich sind die alten kristallinischen Gebirge (Zentralalpen, Böhmer Wald, Fichtelgebirge u. a.), trocken die Kalk- und Sandsteingebirge. Sandiger Heide- und wasserdurchlässiger Lößboden sind quellen- arm, Steppen und Wüsten infolge der sehr geringen Niederschläge weithin quellenlos. Die Wasserführung der Quellen ist sehr verschieden und wechselt stark mit der jahreszeitlichen Niederschlagsverteilung. So fließen Gebirgsquellen zur Zeit der Schneeschmelze besonders stark. Kleine Quellen versiegen in trockenen Perioden regelmäßig. Die gewaltige Wassermengen zutage fördernden Riesenquellen und Quelltöpfe, die sich besonders in Kalkgebieten finden, sind häufig ihrem Wesen nach nicht eigentliche Quellen, sondern die Austrittsstellen unterirdischer Wasserläufe (s. S. 700). Temperatur der Quellen. Man unterscheidet kalte und warme Quellen oder Thermen. Kalt heißen die, deren Wärmegrad niedriger ist als die mittlere Jahreswärme der betreffenden Gegend; warm solche, deren Temperatur höher ist. Absteigende Quellen sind immer kalte, auf- steigende, wenn sie aus großer Tiefe kommen, häufig warme. Eine höhere Wärme als die mittlere des Ursprungsortes können Quellen erst dann dauernd aufweisen, wenn sie unterhalb der geothermischen Tiefenstufe (s. S. 667), bei uns im Nord- deutschen Flachlande also 32,4—33,9 m tief entspringen. Die meisten, aber durchaus nicht alle Thermen liegen in vulkanischen Gegenden. ■ Bekannte Thermen in Europa sind die Bäder auf den Liparen 97—100°, die Nerobäder bei Pozzuoli 86°, Burtscheid 78°, Karlsbad 74°, Gastein 72°, Wiesbaden 69°, Baden-Baden 67°, Ofen 61°, Aachen 55°, Leuckerbad 51°, Teplitz 49°, Ems 48°. 384. Artesischer Brunnen. a, c und d undurchlässige Schichten, b wasserführende Schicht.
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