1907 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Rohrmann, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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I. Länderkunde Europas.
§12. Die Gewässer. Europa kann sich an Größe und Wassermenge seiner
Flüsse nicht mit Asien, Amerika und Afrika messen, dagegen übertrifft es
alle anderen Erdteile an Menge der schiffbaren Flüsse, die nicht durch
Wasserfälle, Stromschnellen und andere Hindernisse gestört sind. Wo finden
die bedeutendsten Flüsse Raum zur Entwicklung?
Diejenigen mitteleuropäischen Flüsse, die vom Wasserschatze der
Alpen das ganze Jahr hindurch gespeist werden, haben nur wenig schwanken-
den Wasserstand. Je weiter nach W. und S., desto günstiger sind ihre
Eisverhältuisse.
Den Flüssen der drei großen s. Halbinseln kommt hauptsächlich
wegen ihres schwankenden, meist niedrigen Wasserstandes weit geringere
Wichtigkeit zu.
Die Verkehrsbedentuug der beideu größten Ströme Europas, der
Wolga und der Donau, wird durch die Einmündung in abgeschlossene
Meeresbecken stark verringert und steht hinter der des Rheines weit
zurück.
Die Hauptwasserscheide zwischen den s. und n. Stromgebieten Europas (s. Karte)
liegt vielfach so niedrig, daß Kanäle schiffbare Verbindungen zwischen den
Meeresräumen des N. und des S. herstellen.
Stromgebiete s. Tabelle § 1,5.
Zahlreich, aber ungleich verteilt siud die Landseen iu Europa.
Besonders ausgezeichnet durch die Menge und Größe der Seespiegel
ist die Umrandung der Ostsee.
Sie war einst das Gebiet einer zusammenhängenden, riesigen Gletscher-
bedeckuug L, die während der diluvialen Eiszeit von Skandinavien ans sich bis an
die deutschen Mittelgebirge und über deu größten Teil von Großbritannien und
Irland ausbreitete.
Meist gruppenweise finden die Seen sich aus deu sogenannten Seenplatten,
am dichtesten in Finnland. Sie verdanken fast alle deu Moränen und Schmelzwässern
der Eiszeit ihre Entstehung.
In Mitteleuropa umgeben die Seen den Fuß der Alpen als schönster
Schmuck lieblicher Landschaften.
Hier sind sie in alten Talfalten meist durch den von Endmoränen großer Gletscher
aufgeschütteten Wall oder durch die Ausschüttungen von quer zur Talfurche müu-
denden Gebirgsbächen abgedämmt. — Flächengröße der bedeutendsten Seen Europas
s. Tabelle § 1,4.
§ 13. Den klimatischen Verhältnissen der wärmeren mittelmeerischen Zone
entspricht die subtropische Pstanzenwelt. Hier herrschen die immergrünen
Laubhölzer vor, die vermöge ihrer derben Blatthaut uach den Mouateu kräftigster
Entwicklung die Zeit der Dürre ertragen können, ohne zu viel von ihrem Safte
zu verlieren (f. Bild 6 und 7). Tie Südfrüchte, wie Zuroueu und Apfel-
1 Es wird angenommen, daß die Mächtigkeit der Gletscher in der Ostsee 4000 in und
am s. Rande, wo sie ihre mitgeführten skandinavischen Felstrümmer, die Moränen, hoch
an den Rändern der Mittelgebirge hinauf abgelagert haben, noch mehrere hundert Meter
betragen hat.