1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Gockisch, Paul, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Ii. Nordamerika.
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durch tief eingeschnittene Felsentäler, Canons skanjöns^ (Bnntbild S. 28),
in den Kalifornischen Meerbusen. Das nördliche Hochland durchfließt der
Kolümbia oder Oregon, doppelt so lang wie der Rhein. Er bahnt sich
seinen Weg durch das Kaskaden- und das Küstengebirge zum Großen Ozean.
Da einst zahlreiche vulkanische Ausbrüche im ganzen pazifischen Teile Nord-
amerikas schwere Edelmetalle aus dem Erdinnern an die Oberfläche empor-
hoben, so ist das ganze Hochland besonders reich an Gold und Silber. Aber
auch Kohlen und Petroleum, desgleichen große Vorräte an Holz, das besonders
von Vanconver, dem Endpunkte der nördlichsten Pazifikbahn, ausgeführt
wird, weist das Land auf.
Von der Coloradomündung an verschmälert sich das Hochland zum Mexi-
kanischen Tasellande. Es steigt von 1000 mimn bis zu 2500 m im So auf
und wird im 8 von hohen Schneevulkanen durchzogen. Von diesen erreicht
der Citlaltepetl, d.h. Sternberg2, oder Pik von Orizaba ^orißäwa^ 5600m
(Bild 17). Hohe Randgebirge umschließen es im 0 und im W. Das westliche
wird von der Sierra Nevada durch die Coloradoschlucht getrennt; das östliche
stellt die Fortsetzung des Felsengebirges dar, das der Rio Grande bei Norte
in scharfem Knie durchbricht, um dann bis zu seiner Mündung (wohin?) die
Ostgrenze des Hochlandes zu bilden.
Dieses fällt an der Ost- und der Westseite in Stufen zu sumpfigen, heißen und für
Europäer ungesunden Küstenebenen ab. Hier wie an den Abhängen des Hochlandes
erzeugt die Hitze bei reichlichem Regenfall Zuckerrohr, Kakao, Ananas, Kaffee, Baum-
wolle und Mais im Uberfluß, und auf den immergrünen Eichen blüht die köstl ch
duftende Vanille. Die Haupttore des Landes bilden Vera Cruz [Mfj] und Tampico
am Mexikanischen Golfe. Jenes hat nur eine schlechte Reede und ist eine Stätte
des Gelben Fiebers. Mazätlan und Acapülco sind pazifische Häfen.
Das trockene (Grund?), kühle und gesunde Hochland empfängt nur zur Zeit des
höchsten Sonnenstandes Niederschläge in Form von Gewitterregen. Es ist das Land
der Kakteen, die das Wasser für die trockene Jahreszeit in sich aufsammeln, gleichzeitig
aber auch die Wohn- und Nährpflanzen der Cochenille-Schildlaus bilden. Die besten
europäischen Getreide- und Obstarten gedeihen bei künstlicher Bewässerung vor-
trefflich, und die eine Höhe von 12 m erreichende Agave, aus deren Saft der Pulque-
wein hergestellt wird, ist durch ihre starken Gespinstfasern ein Hauptgegenstand
der Ausfuhr. Silber, das ehemals auf den spanischen Silberflotten nach Europa
wanderte, wird noch heute viel gewonnen, daneben Gold und Edelsteine. Den Mittel-
Punkt des Verkehrs, des Handels, des geistigen und staatlichen Lebens bildet die in
herrlicher Umgebung gelegene Stadt Mexiko (345000 E.). Eine Eisenbahn führt nach
Vera Cruz und nach Mazatlan hinab, die bei dem Mangel schiffbarer Flüsse von ganz
besonderer Bedeutung für das Land ist.
1 Diese sind, wie die meisten Steiler, durch die ausnagende und auswaschende Kraft des
fließenden Wassers entstanden.
2 Der Gipfel des früher tätigen Vulkans erschien den Bewohnern von Mexiko nachts
wie ein leuchtender Stern.