1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Gockisch, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Ii. Länderkunde von Europa.
Montenegro!, ein Land der Hirten (vorwiegend Ziegenherden). Nur
einzelne Talebenen weisen fruchtbaren Ackerboden mit größeren Siedlungen
auf. In einer solchen Talebene liegt der dorfähnliche Fürstensitz Cetinje
[gettinje], die Hauptstadt des von einer tapfern Bevölkerung bewohnten
Landes, dessen Unabhängigkeit und Selbständigkeit im letzten Viertel des
vorigen Jahrhunderts von der Türkei anerkannt wurde.
Jenseits des Drintales steigt eine der höchsten Erhebungen der Balkan-
Halbinsel, der Schar Dagh (Dagh = Gebirge), zu 2700 m steil empor. Süd-
lich davon teilt der mauergleiche Pindus (über 2000 m) Nordgriechenland
von Nw nach So. Westlich von ihm und seiner nördlichen Fortsetzung liegt
Albanien, ein rauhes, unwegsames Gebirgsland, in das sich nur einzelne
fruchtbare Becken einsenken. Es wird von den Albanesen, einem kriegerischen,
freiheitsliebenden Hirtenstamm, bewohnt, der sich von der Kultur seiner Um-
gebung abgeschlossen hat und fremden Herren nur widerstrebend gehorcht.
Östlich vom Pindus liegt der fruchtbare, aber dürftig angebaute Thesfalische
Einbruchskessel. An seiner Ostseite erhebt sich bis zur Höhe der Zugspitze
der vielzackige Urgesteinsberg Olymp, der Göttersitz der alten Griechen. An
seinem Südfuße führt der Salamvriä (Peneiös) die Gewässer Thessaliens,
der größten und fruchtbarsten Ebene Griechenlands, durch das herrliche Tal
Tempe ins Meer. Der Hauptort Larissa ist durch eine Eisenbahn mit dem
Hafenplatz Volo verbunden.
An den Südfuß des Pindus setzt sich das Berglaud von Mittelgriechenland
an. Kleine, fruchtbare Ebenen (Bild 16), die einst, wie noch heute die Schweizer
Gebirgskantone, viele selbständige Staaten bildeten, wechseln mit kahlen, steilen
Bergen ab; dervielgipfligeparnäßamkorinthischenmeerbusen erreicht 2500m.
Athen, die Haupt- und Residenzstadt Griechenlands, entstand am Fuße von
schroffen Kalkbergen als moderne Stadt von neuem zwischen den Trümmern des
Mertnms, östlich und nördlich der alten Akropolis; 175 000 E. (1830: 4000 E.).
Sie ist durch ihre Universität jetzt wieder wie im Mertnm der geistige Mittelpunkt
des gesamten lernbegierigen Griechenvolkes. Zwei Eisenbahnen führen nach dem
6 km entfernten ^Piräus, der wieder zum Haupthasen des Landes geworden ist.
Die wie ein Maulbeerblatt gezackte Peloponnes oder Morea erfüllt
im Innern das kühle und feuchte, mit ausgedehnten Weideflächen bedeckte
Arkadische Hochland. Es sendet nach 8 den meist schneebedeckten Taygetos
(2500m). An seinem Ostfuße fließt der Eurötas durch ein reiche^Frucht-
gefilde, das wie die andern Täler der Hälbmseüwein und Dl erzeugt. In
ihm liegt das einst hochberühmte, jetzt aber unbedeutende Sparta.
Die größte und wichtigste Stadt der Peloponnes ist Paträs, an der Nordwest-
küste, der Ausfuhrort für Korinthen. Von den altberühmten Stätten scheint sich das
neu gegründete Korinth nach dem Bau des 6,3 km langen Isthmus-Kanals wieder
zu entwickeln. 'Esuiegt östlich der alten, wiederholt durch Erdbeben heimgesuchten
und darum trotz der Gunst der Lage Athen unterlegenen Stadt (Bild 15).
Der Kulturzustand der griechischen Landschaften hebt sich langsam. Über
ein Drittel des kulturfähigen Bodens liegt zurzeit noch brach, die Weideflächen
1 D. i. Schwarze Berge, bildlich zu verstehen - unwirtliche Berge.