1880 -
Dresden
: Salomon
- Autor: Winkler, Florens
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Bildungsanstalt, Schullehrerseminar, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Unter allen Continenten hat Europa, daß ein merkwürdiges
Durch- und Ineinandergreifen aller plastischen Formen auszeichnet,
das günstigste Relief. Die reiche horizontale Gliederung dieses
Erdtheils, dessen peninsulare Schlankheit von O. uach W. ckarakte-
ristisch wächst, hat zur Folge gehabt, daß eine große geschlossene
Massenerhebung, welche die Cnltur- und Völkerbewegnng so sehr
hemmt, eine überwiegende Bildung nicht erlangen konnte.
§ 3.
Eintheiluug und Bedeutung der Gebirge.
Wenn auch allen großen Gebirgen ein ziemlich auffallender
Parallelismus gemeinsam ist, so sind sie dock unter einander sehr
verschieden. Sie werden nach ihrer Richtung, Gestaltung,
Höhe und Entstehung eingeteilt. Vergleicht man die Gebirge
nach ihrer Richtung, so springt der Parallelismus der Axen-
richtungen sofort in die Augen, eine Erscheinung, welche sich
auf wenige, geradein den gewaltigsten Gebirgsmaffen vorherrschende
Richtungen zurückführen läßt. Bon diesen sind die häusigsten die
gerade zwischen Nord und Süd und zwischen Ost und West oder
in der Richtung der Meridiane und Parallelkreise sich erstreckenden.
A. von Humboldt hat deshalb die ersteren Meridianketten und
die letzteren Parallelketten genannt. Das Vorherrschen einer
dieser Hauptrichtungen prägt ganzen Continenten einen verschiedenen
Charakter auf. Auf dem Ostcontinente herrschen die Parallelketten
vor, und dieser Gebirgsrichtung entspricht die Ausbreitung der
Landmasse von W. nach O. oder genauer von Wsw. nach Ono.;
auf der Westfeste, mit der Richtung von Sso. uach Nnw., sind
die Meridianketten vorherrschend. In der alten Welt finden wir
daher auf verhältuißmäßig geringer Erstrecknng von Norden nach
Süden vielfache Wechsel und scharfe Begrenzung der Klimate durch
ostwestliche, die klimatischen Uebergänge hindernde Gebirgswälle;
in der neuen dagegen allmälige Uebergänge des Klimas. A. von
Humboldt vergleicht eine Meridiankette der alten Welt mit den
Cordilleren Amerikas. Er führt vier große zusammengehörige
Meridianketten derselben Normaldirection auf: Ghats, Soliman,
Bolor und Ural. Ihre Axen laufen unter sich parallel; sie sind
nicht zusammenhängend, also auch keine Verlängerungen von ein-
ander. Aber diese parallelen Gebirgsaxen sind je weiter nach
Norden, desto mehr westwärts von einander abgerückt. Sie alter-
niren durch Ungleichheit der Zwischenräume, bilden aber doch ein
großes System von Meridianketten, welches die ganze alte Welt