1880 -
Dresden
: Salomon
- Autor: Winkler, Florens
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Bildungsanstalt, Schullehrerseminar, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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stürzen ein, Quellen und Flußrinnen werden verlegt, Teiche und
Seen kommen zum Vorschein, in den Ebenen treten umgekehrt
kegelförmige Höhlungen, sogenannte Rundlöcher, auf, die einander
sehr ähnlich sind. Solche Höhlungen fand man 1783 in Cala-
brien häufig und zwar mit Wasser oder Sand gefüllt. Die wich-
tigsten Wirkungen der Erdbeben und der vulkanischen Thätigkeit
sind jedenfalls die Hebungen und Senkungen, in denen die letzte
Ursache der Veränderung des Reliefs der Erdoberfläche zu suchen ist.
§ 8.
Hebung und Senkung.
Die feste Erdrinde, die wir als Urbild alles Festen und
Unbeweglichen betrachten, schwankt fortwährend, ohne daß wir es
merken. Von den atmosphärischen Kräften gefnrcht, von oben
durch die Anziehung der Gestirne gestört, von unten her durch
Quellwasser, Dämpfe, Gase, Lava bedrängt, hebt und senkt sich
der Boden, wie ein Floß auf den Wellen. Dieses Heben und
Senken, das an das Athmen erinnert, geschieht in so langsamer
Weise, daß zur Feststellung dieser Erscheinungen viel Zeit (ein
Säculum) und Beobachtung erforderlich ist. Man spricht deshalb
von säculären Hebungen und Senkungen. Unter Hebung
versteht man das Aussteigen von Theilen des Bodens über das
Niveau, auf dem sie sich früher gebildet haben, und zwar durch
vulkanische Gewalten, nicht durch Anschwemmung. In losen und
festen Gesteinen sind weitab von den gegenwärtigen Küsten und
hoch über dem Meeresspiegel eingeschlossene Reste von Meeres-
thieren zu finden. Auf Sicilien findet man bis zu 650 m
über dem Meere Ablagerungen niit den Conchylien des benach-
karten Meeres; die höchsten Gipfel der deutschen Kalkalpen um-
schließen Korallenriffe; auf dem Rücken der Anden kommen
Kreideversteinerungen vor, und im Himalaya hat man in bedeu-
teuder Höhe die von den Indiern verehrten Ammouiten (Annnons-
hörner, versteinerte Schnecken) gesunden. Man erklärte sich früher
diese Erscheinung durch ein Zurückweichen des Oceans, sei es
durch den Rückzug der Gewässer in Höhlen des Erdinnern oder
durch Senkung des Meeresgrundes. Erst L. von Buch erklärte
sie durch Hebung. Wenn aber Land aufsteigt, so wird jedenfalls
das Weltmeer eingeengt und es muß entweder an Masse abnehmen
oder andere Küsten überschwemmen, wenn nicht eine andere Er-
scheinung die Wirkung der säculären Hebung aufhebt. Diese Er-
scheinung ist ebenfalls constatirt, es ist die säculäre Senkung, durch