1880 -
Dresden
: Salomon
- Autor: Winkler, Florens
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Bildungsanstalt, Schullehrerseminar, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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und Mainz, wie aus der Bodenbildung ersichtlich ist, einst ein
großer See sich ausdehnte. Nach harter Arbeit durchbrach das
Wasser bei Bingen den Gebirgsdamm, und so entwickelte sich
der Rhein weiter. Der Rhein durchbricht wie das niederrheinische
Schiefergebirge, so auch den Iura, er ist ein Durchbrecher, ein
heroischer Strom, wie Ritter sagt, nicht ein Begleiter oder
Umwandler der Gebirge, wie die Donau, die ein feiger Strom ist.
Der Unterlauf beginnt da, wo die Stromlinie sich mehr
der Horizontalen nähert und darum die Stoßkraft und Geschwindig-
keit der gleichen Wassermassen geringer wird. Schlamm und
Sand, welchen der Strom mit sich führte, fallen in immer
größeren Mengen zu Boden und nöthigen ihn, sich neue Wege
zu suchen. Dadurch wird eine Theilnng der Strommassen in
verschiedene Arme veranlaßt. Der Unterlauf zeigt kaum noch
ein von Uferrändern eingefaßtes Becken, folgt auch nicht der
tiefsten Furche der seinen Überschwemmungen stets noch preis-
gegebenen Ebene, sondern verästelt sich und gabelt sich mannigfach,
ehe er sich in's Meer ergießt. Unter Gabelung oder Bisnrcation
versteht man natürliche Verbindungen zweier Flüsse oder Ströme;
der Cassiquiare ist ein 60 Meilen langer Arm des Orinoco,
der in den Rio Negro geht.
Wo ein Fluß über eine senkrecht abfallende Stufe seines
Bettes hinabstürzt, bildet er einen Wasserfall; die Wasserfälle
heißen Kaseaden, wenn sie in Absätzen herabfallen, Kataraete,
wenn sie niedrig sind und mehrfach sich nach einander wieder-
holen: Nilkataracte. Einen gleichsam in die ^änge gezogenen
Wasserfall nennt man Stromschnelle; dieselbe entsteht bei
regelmäßigerem Flußbette durch Abreißen und Abwaschen der
scharfkantigen Felsstusen.
Je nach der Neigung des Flusses ist die Geschwindigkeit
desselben verschieden. Das Gefälle ist die größere oder kleinere
Fallhöhe auf einer bestimmten Strecke. Die größte Geschwindig-
keit hat der Flnß im Oberlause, weil da das Gefälle am größten
ist, sonst steht die Geschwindigkeit im umgekehrten Verhältnisse
mit dem Inhalte des Stromprofils, d. h. je geringer das Profil
ist, wie an Stromverengernugen, desto größer ist die Geschwindig-
keit, und je mehr der Fluß sich seenartig ausbreitet oder je größer
das Prosil ist, desto kleiner ist die Geschwindigkeit. Die Stelle,
wo d'e Geschwindigkeit am größten ist, nennt man Stromstrich,
der sich bei gekrümmten Ufern immer den hohen am nächsten
findet. Unter der mittleren Geschwindigkeit eines Stroni-
Profils versteht man diejenige, welche alle durch das Profil